In Basel sind am Samstag rund 1000 Personen gegen den Stellenabbau bei Novartis und Massenentlassungen bei weiteren Unternehmen auf die Strasse gegangen. Bei Novartis sollen Entlassungen wenn nötig mit Kampfmassnahmen verhindert werden.
In der Pharmaindustrie sei der Arbeitsfrieden bisher tabu gewesen, sagte Unia-Geschäftsleitungsmitglied und SP-Nationalrat Corrado Pardini an der Kundgebung auf dem Basler Theaterplatz. Der von Novartis am Dienstag angekündigte Stellenabbau sei jedoch ein „inakzeptabler Skandal“, weshalb dieses Tabu nun gebrochen werde.
Novartis will in Basel 760 und in Nyon 320 Stellen streichen. Schon nächste Woche wolle man in Nyon versuchen, die Konzernleitung mit Protestpausen während der Arbeitszeit unter Druck zu setzen, sagte Pardini. Kampfmassnahmen werden auch in Basel geprüft.
Kein Verständnis für Abbau
Dass Novartis trotz Milliardengewinnen und Millionen-Boni der Manager tausende von Arbeitsplätzen abbauen will, wurde in diversen Voten scharf kritisiert. Dafür habe kein Mensch Verständnis, sagte Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB).
Den Abbau-Entscheid von Novartis könne auch die Basler Regierung nicht verstehen, sagte SP-Finanzdirektorin Eva Herzog. Ihr wurde an der Kundgebung eine Resolution übergeben.
Chemie-GAV gekündigt
Druck aufsetzen will die Unia nicht nur gegen den Stellenabbau, sondern auch für einen neuen und verbesserten Gesamtarbeitsvertrag (GAV) der Basler Pharma-, Chemie- und Dienstleistungsunternehmen. Der geltende GAV wurde per 30. April 2012 gekündigt, wie an der Kundgebung bekanntgegeben wurde.
Den Aufmarsch von rund 1000 Personen nach nur viertägiger Mobilisierung beurteilte ein Unia-Funktionär als „sensationell“. Nach Basel gereist waren auch rund 100 Personen aus Nyon, wo ein ganzes Novartis-Werk geschlossen werden soll.
Besuch bei Vasella
Rund 50 Personen statteten am Samstag auch Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella an seinem Wohnort in Risch ZG einen Besuch ab. Die Teilnehmer der bewilligten Kundgebung überreichten ihm einen grossen „Entlassungsbrief“.
Darin werden Vasella „Massenentlassungen trotz Milliardengewinnen“, „Unstatthafte Steueroptimierung“ und „Selbstbereicherung“ vorgeworfen. Zur Aktion aufgerufen hatten die Jungsozialisten (JUSO) Schweiz. Sie verlief nach Angaben der Zuger Strafverfolgungsbehörden ohne Zwischenfälle.