15 Nichtgewählte hatten deutlich mehr Stimmen als CVP-Lehmann

Die Nationalratswahlen in Basel-Stadt sind ein Lehrbeispiel für erfolgreiche Bündnispolitik. CVP-Taktiker Markus Lehmann hat mit wenigen persönlichen Stimmen dank der Mitte-Allianz den Sitz der Grünen erobert. Anders war es etwa bei FDP-Mann Peter Malama.

Die Nationalratswahlen in Basel-Stadt sind ein Lehrbeispiel für erfolgreiche Bündnispolitik. CVP-Taktiker Markus Lehmann hat mit wenigen persönlichen Stimmen dank der Mitte-Allianz den Sitz der Grünen erobert. Anders war es etwa bei FDP-Mann Peter Malama.

Proporzglück ist eine untreue Angelegenheit: War die Grüne Anita Lachenmeier vor vier Jahren mit persönlich knapp 7000 Stimmen gewählt worden, so ist sie nun mit über 10’000 Stimmen aus der Grossen Kammer gefallen. Beide Male gaben die Listenverbindungen den Ausschlag; nun hat die Listenpartnerin SP zuviele Stimmen verloren.

Lachenmeiers Vermutung, die SP-Wählerschaft sei zuwenig mobilisiert worden, erklärt nicht alles: Die Wahlbeteiligung lag nun um etwa 2400 Stimmende tiefer als 2007, was 12’000 Stimmen bedeutet. Selbst wenn alle diese der SP zugefallen wären, hätten dies die Lücke von rund 20’600 Stimmen bis zum dritten Sitz für Rotgrün nicht geschlossen.

Das Schweizer Wahlmodell hat im Stadtkanton am Ende fast 25’600 überschüssige rot-grüne Stimmen verfallen lassen. Zweitgrösste Reserve hat die FDP/LDP-Allianz mit 6800 Stimmen über der „Verteilzahl“, die nun mit 46’170 Stimmen einen Sitz einbrachte. Nur 1151 Stimmen darüber lag das Mitte-Bündnis der CVP.

SP-Stimmen für FDP-Spitzenkandidat

Bei den Gewählten hat der freisinnige Gewerbedirektor Peter Malama mit gegen 30 Prozent den höchsten Anteil an Stimmen aus fremden Listenverbindungen erhalten, inklusive rund zehn Prozent von der SP. Dazu kommt der höchste Anteil von freien Stimmen. So wurde Malama mit gut 14’000 Stimmen komfortabel wiedergewählt.

CVP-Taktiker Markus Lehmann hat es derweil mit 4172 persönlichen Stimmen in den Nationalrat geschafft, dies dank den Bündnispartnern GLP, EVP und BDP. Von anderen Bündnissen gingen gegen 20 Prozent an ihn, sowie am zweitmeisten freie Stimmen. Innerhalb seiner Allianz war er der stärkste, doch in anderen Bündnissen hatten 15 Nichtgewählte deutlich mehr Stimmen als er.

Die CVP-Unterlistenverbindung mit Jungen und Frauen kam auf 1943 Stimmen mehr als jene der GLP mit Jungen und Senioren. GLP-Spitzenkandidat David Wüest-Rudin liegt indes nur rund 404 Stimmen hinter Lehmann. Erodiert künftig die CVP weiter und legt die GLP weiter zu, muss sich Lehmann in vier Jahren anstrengen.

Erfolglos war die LDP: Sie kam auf nur gut die Hälfte der Stimmen von Allianzpartner FDP, und ihr Spitzenkandidat Erziehungsdirektor Christoph Eymann erzielte ebenfalls nur die Hälfte der Stimmen von FDP-Topmann Malama. Das rückt die in der übrigen Schweiz vollzogene Fusion mit der FDP, die die Basler LDP bisher ablehnte, wieder in den Fokus.

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