Eine Welle der Gewalt erschüttert Brasiliens grösste Stadt São Paulo. In der Nacht zum Dienstag wurden erneut mindestens fünf Menschen erschossen. Eines der Opfer ist der Sohn eines ehemaligen Polizisten, wie Medien berichteten. Ein zweiter seiner Söhne sei durch Schüsse verletzt worden.
Am Wochenende hatte ein Attentat auf eine 44-jährige Polizistin Aufsehen erregt, die vor den Augen ihrer minderjährigen Tochter erschossen wurde.
Der Justizminister des Landes, Antônio Ferreira Pinto, wollte am Dienstag mit den Sicherheitsbehörden in São Paulo über Schritte beraten, um der Gewalt Herr zu werden. Die Elf-Millionen-Metropole ist seit Monaten Schauplatz blutiger Attentate, hinter denen auch die wiedererstarkende Drogenbande „Primeiro Comando da Capital“ (PCC) vermutet wird.
In den vergangenen vier Wochen wurden mehr als 160 Morde registriert. Im September waren es nach offiziellen Angaben 135 Morde, 96 Prozent mehr als im September 2011. Seit Anfang des Jahres wurden über 90 Polizisten im Grossraum São Paulo getötet. Betroffen ist vor allem der Norden der Stadt.
Die PCC-Gruppe operiert zum Teil aus Gefängnissen heraus. In São Paulo inhaftierte Drogenbosse sollen deshalb möglicherweise in Hochsicherheitsgefängnisse im Inneren des Landes verlegt werden. Die Polizei reagiert auf die Mordserie unter anderem mit Razzien in sogenannten Favelas, wie in Brasilien die Armensiedlungen genannt werden.