Noch nie war es in den letzten 1400 Jahren so warm wie zwischen 1971 und 2000. Dies zeigt eine internationale Studie über die Klimaentwicklung der letzten 1000 bis 2000 Jahre auf sieben Kontinenten, die online im Fachblatt «Nature Geoscience» veröffentlicht wurde.
Eine Gruppe von 70 Autoren hat im «Pages 2k Network» – initiiert und koordiniert von der Universität Bern – rund 500 Temperaturdatensätze aus allen Kontinenten ausser Afrika zusammengetragen. Sie stammen aus Baumringen, Pollen, Korallen, See- und Meeressedimenten, Stalagmiten und historischen Dokumenten und reichen insgesamt 2000 Jahre zurück.
Das Besondere daran: Der Datensatz deckt fast alle Kontinente ab und vergleicht sie. «Man weiss heute, wie wichtig ein besseres Verständnis der regionalen Unterschiede ist», sagte Mitautor Ulf Büntgen von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in einer Mitteilung der WSL.
Die Daten zeigen, dass die ganz grossen Trends auf dem ganzen Globus aufgetreten sind – allen voran eine Abkühlung von durchschnittlich 0,2 Grad pro 1000 Jahre über den gesamten Zeitraum, die Ende des 19. Jahrhunderts endete. Ursache waren Faktoren wie die Aktivität von Sonne und Vulkanen.
Anders im Norden als im Süden
Auch die «kleine Eiszeit» ab der Renaissance und die «Mittelalterliche Warmzeit» um 1000 n. Chr. sind offensichtlich. Sie traten allerdings auf der Nord- und Südhemisphäre deutlich zeitversetzt ein.
Die Mittelalterliche Warmzeit begann im Süden über 300 Jahre später als im Norden, wo sie von 830 bis 1100 n. Chr. dauerte. Die «Kleine Eiszeit» trat im Süden einige Jahrzehnte später auf, nämlich um 1500, als in der Arktis, Europa und Asien. Dort dauerte sie von Mitte des 15. bis Mitte des 18. Jahrhunderts.
Heiss zu Kaiser Neros Zeiten
Die Erwärmung im 20. Jahrhundert fiel auf der Nordhemisphäre rund doppelt so stark aus wie auf der Südhemisphäre, in der Arktis sogar dreimal so gross. Sie ist jedoch nicht überall die wärmste Phase: In Europa war es zwischen 21 und 80 n. Chr. wahrscheinlich noch heisser, schreibt die Universität Bern in einer Mitteilung.
Die WSL-Forscher Ulf Büntgen und Raphael Neukom trugen eine der längsten Zeitreihen des ganzen Konsortiums bei, schreibt die WSL. Sie hatten anhand von Baumjahrringen das Klima in Europa sowie die Temperaturentwicklung in Südamerika und Australien rekonstruiert. Die europäischen Daten reichen 2000 Jahre zurück, die aus dem Süden 1000 Jahre.