Trotz des gewaltsamen Vorgehens der Sicherheitskräfte im Sudan haben am Samstag in der Hauptstadt Khartum wieder rund 2000 Personen gegen Präsident Omar al-Baschir protestiert. Es ist der sechste Tag der Anti-Regierungs-Protesten in Sudan.
Die Demonstranten bezeichneten Baschir lautstark als «Mörder». «Freiheit! Freiheit!», riefen die Kundgebungsteilnehmer, unter denen auch Frauen und Jugendliche waren. Die Kundgebung wurde unter Einsatz von Tränengas aufgelöst.
Am Freitag waren bei ähnlichen Demonstrationen vier Menschen getötet worden. Omar al-Baschir ist seit 1989 Staatschef des nordostafrikanischen Landes und regiert autokratisch.
Eine derartige Protestwelle gab es seit Baschirs Amtsantritt nicht. Das Innenministerium kündigte an, den bislang 600 Festgenommenen werde in der kommenden Woche «wegen Vandalismus» der Prozess gemacht.
TV-Büros geschlossen
Die Büros der arabischen Fernsehstationen Al Arabija und Sky News Arabica in Khartum wurden am Freitag geschlossen, alle Zeitungen wurden angewiesen, die Proteste lediglich in Form der offiziellen Polizeiberichte zu erwähnen. Ein AFP-Reporter beobachtete am Samstag, wie Sicherheitsbeamte sechs Demonstranten umzingelten und in einen Gruppentransporter schleppten.
Mit den vier Toten vom Freitag stieg die amtliche Bilanz der Proteste auf mittlerweile 33 Tote. Bewaffnete feuerten in Khartum sowie in deren Nachbarstadt Omdurman in die Menge. Die seit Montag anhaltenden Proteste entzündeten sich am Anstieg der Treibstoffpreise infolge der Streichung staatlicher Subventionen.
Dutzende Tote
Menschenrechtsgruppen gehen von viel mehr Toten aus. Allein am Dienstag und Mittwoch seien 50 Demonstranten durch Schüsse in Kopf und Brust getötet worden, hiess es von ihrer Seite.
Die US-Regierung verurteilte das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte. Dieses sei «unangemessen», erklärte eine Aussenministeriumssprecherin am Freitag. Die Europäische Union zeigte sich in einer Mitteilung «besorgt» und forderte die Achtung des Demonstrationsrechts. Eine Sprecherin von UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay rief die sudanesische Führung zu «äusserster Zurückhaltung» auf.