Die Lage im Palästinenserlager Jarmuk im Süden von Damaskus ist prekär. Vergangene Woche hat die Terrormiliz Islamischer Staat das Lager überrannt. Nun sind rund 2000 Menschen vor den schweren Kämpfen vor Ort geflüchtet.
Rund 2000 Menschen sind vor den schweren Kämpfen aus dem Palästinenserlager Jarmuk im Süden von Damaskus geflohen. Die meisten von ihnen wurden in Notunterkünften der Regierung untergebracht.
Dies sagte Anwar Radscha, ein Sprecher der Volksfront für die Befreiung Palästinas – Generalkommando (PFLP-GC), am Dienstag in Damaskus. Vor einer Woche hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Grossteil des Lagers überrannt. Palästinensische Bürgerwehren leisten weiterhin erbitterten Widerstand.
Bis zuletzt hatten in Jarmuk 18’000 palästinensische Flüchtlinge aus den israelisch-arabischen Kriegen der 1940er-Jahre und deren Nachkommen gelebt. Die jüngsten Kämpfe machen ihre ohnehin schwierige Lage inmitten des syrischen Bürgerkriegs und angesichts einer Blockade durch das Regime von Machthaber Baschar al-Assad gänzlich unerträglich. Vielen Bewohnern sind die Fluchtwege durch die Kampfhandlungen abgeschnitten.
Einigen Menschen, denen die Flucht gelang, berichteten der Deutschen Presse-Agentur dpa in Beirut von unaufhörlichem Granatbeschuss. Nach Angaben eines UNO-Sprechers gab es dort zuletzt weder Lebensmittel und Trinkwasser noch Elektrizität oder Arzneimittel.
PLO-Delegation nach Damaskus
Unterdessen versuchen die Palästinenser mit Kundgebungen, Appellen an die Weltöffentlichkeit und der Entsendung einer PLO-Delegation nach Damaskus, ihren Landsleuten in Jarmuk zu helfen. Die PLO-Delegation wurde am Dienstag in der syrischen Hauptstadt erwartet, wo sie «Schutzmassnahmen für die Palästinenser in Jarmuk» diskutieren will.
«Letztlich ist die Regierung in Damaskus für die Sicherheit der Menschen dort verantwortlich. Sie muss das Lager schützen», sagte das PLO-Führungsmitglied und Leiter der Delegation, Ahmed Maschdalani. Die PLO rief alle Kriegsbeteiligten auf, «sichere Fluchtkorridore für die Zivilisten zu ermöglichen und den sofortigen Zugang von Hilfsorganisationen und Notärzten zu gestatten».
Dieser Appell wurde von islamistischen und linksradikalen Palästinensergruppen im Gazastreifen unterstützt. In einer gemeinsamen Erklärung schlossen diese sich «den Bemühungen der PLO-Delegation an, die palästinensischen Flüchtlingslager ausserhalb des innersyrischen Konfliktes zu halten, in den wir uns nicht einmischen wollen».
EU-Hilfe für Jarmuk
Angesichts der dramatischen Lage im palästinensischen Flüchtlingslager Jarmuk in Syrien stellt die Europäische Union 2,5 Millionen Euro für Soforthilfe bereit. «Das Leiden der Zivilisten erreicht unerträgliche Ausmasse (…)», kommentierte der zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides.
Die Konfliktparteien seien aufgerufen, Hilfsorganisationen unverzüglich und ohne Bedingungen Zugang zu dem Gebiet zu ermöglichen.