Letztes Jahr sind in der Schweiz mehr Menschen auf der Strasse gestorben als 2011. Zugleich zählte das Bundesamt für Strassen (ASTRA) aber deutlich weniger Schwerverletzte. Demnach gab es 339 Verkehrstote, 19 mehr als im Vorjahr.
Ein Grund für den Anstieg der Verkehrstoten ist der schwere Unfall eines belgischen Reisecars im A9-Tunnel bei Siders VS, bei dem letzten März 28 Menschen starben. Dies schreibt das ASTRA in einem vorab der «Schweiz am Sonntag» zugespielten und am Sonntag auch anderen Medien zugestellten Communiqué.
Insgesamt geschahen im vergangenen Jahr auf Schweizer Strassen 18’148 Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. Die Zahl der Leichtverletzten gibt das ASTRA mit 18’016 an.
Mehr tote Fussgänger
Erneut angestiegen ist die Zahl der getöteten Fussgänger. 75 Fussgänger wurden getötet, sechs mehr als 2011. Insgesamt 20 Menschen starben auf einem Fussgängerstreifen, 13 davon waren über 65 Jahre alt.
Insgesamt ist die Zahl von auf Fussgängerstreifen getöteten Personen aber im Vergleich zu 2011 um 29 Prozent zurückgegangen. Die meisten Fussgänger starben in den Wintermonaten Januar, November und Dezember. In rund drei Viertel der Fälle lag die Schuld bei einem Autolenker, 5 Prozent gingen auf das Konto eines Motorradfahrers.
Anstieg bei E-Bikern und Motorradfahrern
Gefährlicher lebten 2012 auch die E-Bike-Fahrer: Es starben acht E-Biker, sechs mehr als im Vorjahr. Das ASTRA sieht einen Zusammenhang mit dem starken Anstieg der Verkäufe von E-Bikes. Die meisten der toten und schwerverletzten E-Bike-Fahrer waren zwischen 55 und 64 Jahre alt.
Auch bei den Motorradfahrern hat sich die Bilanz verschlechtert: 2012 starben 74 Motorradfahrer, sechs mehr als 2011. Zugleich sei aber bei den Motorradfahrern die Zahl der Schwerverletzten um 12,5 Prozent zurückgegangen.
Die meisten verunfallten Motorradfahrer waren entweder mit 15 bis 19 Jahren noch sehr jung, oder sie gehörten der Altersgruppe der 45- bis 49-Jährigen an. Velofahrer wiederum leben gemäss den ASTRA-Zahlen im Alter zwischen 50 und 54 am gefährlichsten.
Mehr tödliche Unfälle auf Autobahnen
Auf den Schweizer Autobahnen und -strassen endeten 44 Unfälle tödlich. Das sind elf mehr als 2011. Das Bundesamt für Strassen stellt eine Häufung von Unfällen mit Toten und Schwerverletzten besonders auf der Nordtangente im Grossraum Zürich und im Unterwallis fest. Dort liegt auch Siders.
Trotz stetigen Mehrverkehrs ist das Autofahren für die Passagiere selbst offensichtlich sicherer geworden: So starben gemäss den ASTRA-Zahlen zum ersten Halbjahr 41 Insassen von Autos. Dies ist ein Rückgang um fast die Hälfe im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011, als 76 Autoinsassen starben. Die Detailzahlen für das Gesamtjahr waren am Sonntag noch nicht im Internet aufgeschaltet.
Männer Hauptverursacher
Unfallverursacher seien meistens Männer, schreibt das ASTRA. Diese hätten 70 Prozent aller Unfälle verursacht. Bei den Personenwagen seien Männer gut 1,8 Mal häufiger in Unfälle mit Personenschäden verwickelt als Frauen.
Die Tatsache, dass mehr Männer ein Auto lenken als Frauen, lässt das Bundesamt nur teilweise gelten: Es verweist darauf, dass Männer gemäss dem Mikrozensus Mobilität nur anderthalb Mal soviel mit dem Auto unterwegs sind als Frauen.
Unterschiedlich sind auch die Gründe, warum Frauen und Männer Unfälle mit Personenschäden verursachen: Während bei Männern in knapp 10 Prozent der Fälle Alkohol im Spiel war, ist es bei Frauen mit über elf Prozent die Missachtung des Vortrittsrechts.
Die Zahl der Verkehrstoten hatte vor zwei Jahren den tiefsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht. 2010 gab es 327 Verkehrstote, 2011 sank diese Zahl gar auf 320.
Seit vier Jahrzehnten sinken die Zahlen bereits. So kamen 1971 noch 1773 Menschen ums Leben.