2012 wurden mehr gefährliche Produkte in der EU entdeckt

Die vom EU-Schnellwarnsystem Rapex publizierten Warnungen vor gefährlichen Produkten haben 2012 um rund einen Viertel zugenommen. Über die Hälfte dieser gefährlichen Güter stammten aus China.

Können gefährlich sein: Wasserkocher und Co. (Symbolbild) (Bild: sda)

Die vom EU-Schnellwarnsystem Rapex publizierten Warnungen vor gefährlichen Produkten haben 2012 um rund einen Viertel zugenommen. Über die Hälfte dieser gefährlichen Güter stammten aus China.

Hübsche pinke Plastikpferdchen mit violetten Mähnen, Kleidchen für Kinder mit langen Bändeln und ein Wasserkocher – so unterschiedlich diese Produkte auch sind, sie haben eines gemeinsam: Sie sind für den Konsumenten gefährlich.

So etwa enthält das pinke Pferd Giftstoffe, mit den Bändeln an den Röcken können sich Kinder strangulieren und der Wasserkocher ist so gebaut, dass er beim Anschalten zu schmelzen beginnt.

EU-Gesundheits- und Verbraucherkommissar, Tonio Borg, stellte am Donnerstag in Brüssel seinen alljährlichen Bericht zur Produktsicherheit vor. «Europa beweist, dass es immer besser in der Lage ist, alle seine Einwohner vor gefährlichen Produkten zu schützten», sagte er. Er begründete den Anstieg der Warnungen im Jahre 2012 um insgesamt 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit der verbesserten Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union.

Bei Rapex handelt es sich um eine Datenbank, mit der sich die EU-Staaten gegenseitig vor gefährlichen und gesundheitsschädigenden Produkten warnen – nicht miteingeschlossen sind Lebensmittel und Medikamente. Das System erlaubt den nationalen Behörden, schnell zu handeln, indem sie die Konsumenten durch Rückrufaktionen warnen, die Produkte vom Markt nehmen oder ein Verkaufsverbot aussprechen.

Negativer Spitzenreiter ist China

In absoluten Zahlen nahm die Zahl der gesundheitsschädigenden Produkte von 1’556 (2011) auf 2’278 (2012) zu. Mit 58 Prozent kommen die meisten dieser Produkte aus China.

17 Prozent davon stammten aus der EU selbst und der dem Rapex-System angeschlossenen EWR-Staaten Island, Norwegen und Liechtenstein. Bei 11 Prozent war das Herkunftsland nicht klar zu eruieren und bei 14 Prozent kamen die Produkte aus sonstige Drittstaaten.

Die fünf am häufigsten gemeldete Produktkategorien waren mit 34 Prozent Kleider, Textilien und Modeartikel – gefolgt von Spielzeugen mit 19 Prozent. 11 Prozent der als gefährlich gemeldeten Produkte sind Elektrogeräte und Zubehör – gefolgt von Kraftfahrzeugen (8 Prozent) und Kosmetika (4 Prozent).

Produktsicherheit soll weiter ausgebaut werden

Die Produktsicherheit soll laut EU-Kommission weiter ausgebaut werden. Im Februar, als der Pferdefleischskandal die EU erschütterte, kündigte sie an, sie wolle eine verpflichtende Angabe des Herkunftslandes auf allen Konsumgütern einführen.

Dadurch sollen gefährliche Produkte besser zurückverfolgt und aus dem Verkehr gezogen werden können. Ausserdem sollen künftig Name und Adresse des Herstellers auf dem Produkt vermerkt sein. Geplant ist zudem, Rapex mit anderen Schnellwarnsysteme zu verknüpfen.

Schweiz nicht bei Rapex dabei

Das EU-interne Schnellwarnsystem Rapex besteht seit 2004. Die Schweiz ist dem Produktwarnsystem nicht angeschlossen. Da sie die Warnungen aber indirekt erhält, wurden in den letzten Jahren dank Rapex auch in der Schweiz Rückrufe ausgelöst.

Im November 2008 hatte der Bund mit der EU-Kommission im Rahmen der Verhandlungen zu einem Agrarfreihandelsabkommen auch über eine Teilnahme an Rapex und weiteren Schnellwarnsystemen zu verhandeln begonnen. Aktuell sind die Verhandlungen jedoch ins Stocken geraten – nicht zuletzt aufgrund offener institutioneller Fragen.

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