Von Erdbeben bis Kältewellen: 2014 gab es weniger Katastrophen und weniger Opfer. Eigentlich eine gute Nachricht. Doch Experten warnen: Immer häufiger ist die Klimaveränderung Ursache tödlicher Desaster.
Durch Naturkatastrophen sind 2014 weltweit 8186 Menschen ums Leben gekommen und damit nach Angaben von Nothelfern erheblich weniger als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. In 94 Ländern gab es dem neuen «Weltkatastrophenbericht» zufolge 317 Überschwemmungen, Erdbeben, Waldbrände, Wirbelstürme und etliche weitere Unbilden der Natur mit Todesopfern.
Dies sei aber ebenfalls die niedrigste Zahl der Dekade seit 2004, erklärte die Föderation der Rotkreuz- und Roter-Halbmond-Gesellschaften (IFRC) zur Vorlage des Jahresberichts am Donnerstag in Genf. Inhaltlich wurde diesmal der aufopferungsvolle Einsatz örtlicher Helfer in den Mittelpunkt gestellt.
Rund 107 Millionen Menschen waren 2014 laut IFCR direkt von Naturkatastrophen betroffen, eine leichte Steigerung gegenüber 2013. Trotz der geringeren Todeszahlen warnten die Experten: «Es gibt wenig Zweifel, dass durch die Klimaveränderung die Katastrophengefahr sowie die Zahl der Menschen wächst, die ihr ausgesetzt sind», heisst es in einer Mitteilung der IFRC.
2014 habe die Zahl der Toten durch Naturkatastrophen zwar um beinahe 90 Prozent unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von rund 76’500 Toten gelegen. Doch zugleich seien die weitaus meisten derartigen Unglücke erneut klimabedingt gewesen.
Immer mehr klimabedingte Desaster
«Damit setzt sich seit 20 Jahren der Trend fort, dass klimabedingte Desaster in den zehn am stärksten von Katastrophen betroffenen Ländern weit häufiger sind als jene, die geophysikalische Ursachen haben.» So hätten 2014 allein Überschwemmungen und Erdrutsche fast die Hälfte aller Naturkatastrophen ausgemacht – mit 63 Prozent aller Todesopfer.
Am schlimmsten seien dabei die Fluten in Indien, Pakistan und auf dem Balkan gewesen. Anderswo habe die Klimaveränderung zu verheerenden Dürreperioden geführt.
Die tödlichste einzelne Naturkatastrophe war 2014 das Erdbeben in China, bei dem im August 731 Menschen umkamen. Der Kältewelle in Peru fielen zwischen April und September 505 Menschen zum Opfer.
Durch technisch bedingte Katastrophen starben laut IFRC 2014 weltweit 5884 Menschen – 22 Prozent unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 7514 Toten. Das schwerste einzelne Unglück sei dabei das Sinken der Fähre «Sewol» in Südkorea mit 304 Todesopfern gewesen.
Der wirtschaftliche Schaden durch Katastrophen belief sich insgesamt auf 99,2 Milliarden Dollar – ebenfalls deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 147 Milliarden Dollar.
Helfer in Gefahr
Abgesehen von den reinen Desaster-Zahlen beleuchtet der diesjährige Weltkatastrophenbericht die oft lebensgefährliche Einsätze örtlicher Mitarbeiter humanitärer Hilfsorganisationen. Diese «lokalen Helden» seien stets die ersten, die auf Katastrophen reagieren, erklärte IFRC-Generalsekretär Elhadj As Sy.
Das habe die Welt nach dem Erdbeben in Nepal im April dieses Jahres sowie zuvor beim Zyklon Pam im südpazifischen Inselstaat Vanuatu erlebt.
Die Arbeit der Helfer nationaler Organisationen des Roten Kreuzes oder des Roten Halbmonds sei besonders wichtig, weil sie sich vor Ort am besten auskennen und die jeweiligen Sprachen und kulturellen Normen verstehen würden. Dennoch hätten örtliche Organisationen bislang nur einen Bruchteil an internationalen Hilfsgeldern bekommen.
Dies müsse geändert werden, erklärte Sy. Nötig seien eine «Lokalisierung» der Hilfe und eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen internationalen und nationalen Nothelfern.