Bei einem Terroranschlag auf das Nationalmuseum in Tunis sind am Mittwoch mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten sind nach Angaben der Regierung 17 Touristen. Auch zwei Attentäter starben.
Die Angreifer sollen in Militäruniformen gekleidet gewesen sein, wie der tunesische Ministerpräsident Habib Essid mitteilte. Sie eröffneten demnach das Feuer auf die Touristen, während diese aus ihren Bussen stiegen, und trieben sie dann in das Innere des Gebäudes. Dieses liegt direkt neben dem Parlament.
Unter den Opfern seien fünf Japaner, vier Italiener, zwei Kolumbianer, ein Franzose, ein Pole, ein Australier sowie ein Spanier, sagte Essid am Abend im Fernsehen. Über die Nationalität der beiden anderen ausländischen Opfer machte er zunächst keine Angaben. Am Nachmittag hatte die tunesische Regierung noch von 20 getöteten Touristen gesprochen.
Dutzende Verletzte
Essid sprach in seiner Rede am Abend von «endgültigen» Angaben. Laut Essid wurden auch ein tunesischer Zivilist, ein Polizist sowie die beiden Angreifer getötet. Laut dem Sprecher des Innenministeriums wurden zudem 42 Menschen verletzt, unter ihnen Dutzende weitere Touristen.
Im benachbarten Parlament fand gerade eine Anhörung über Tunesiens Antiterror-Gesetz statt, als die ersten Schüsse fielen. Die Beratung wurde unterbrochen und die Abgeordneten wurden aufgefordert, sich in der Versammlungshalle einzufinden. Es habe «riesige Panik» geherrscht, berichtete die Abgeordnete Sayidab Ounissi auf Twitter.
Überwältigung nach vier Stunden
Zum Anschlag auf das Museum bekannte sich zunächst niemand, doch trägt er die Handschrift militanter Islamisten. Das Innenministerium sprach von einem «Terrorangriff». Die Sicherheitskräfte brauchten demnach rund vier Stunden, bevor sie die Angreifer überwältigen und alle Besucher in Sicherheit bringen konnten.
Die tunesischen Behörden fahndeten nach zwei bis drei möglichen Komplizen. Präsident Béji Caïd Essebsi sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Behörden hätten alle nötigen Massnahmen ergriffen, damit sich eine derartige «Katastrophe» nicht wiederhole. Später erklärte er, sein Land werde den «Terrorismus gnadenlos» bekämpfen.
Dschihadisten im Aufschwung
In Tunesien hatte Ende 2010 der sogenannte Arabische Frühling seinen Anfang genommen. Im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Staaten machte Tunesien jedoch eine politische Entwicklung durch, die international vielfach gewürdigt wurde.
Gewalt, Repressionen und Gesetzlosigkeit blieben eher Ausnahmeerscheinungen. Der Anschlag dürfte die Tourismusindustrie, ein Schlüsselsektor der tunesischen Wirtschaft, hart treffen.
Allerdings erlebte die bewaffnete Dschihadisten-Bewegung seit der Revolution einen Aufschwung, sie ist vor allem im Grenzgebiet zu Algerien aktiv. Dutzende Polizisten und Militärs starben schon bei Zusammenstössen.
Zudem haben sich zwischen 2000 und 3000 junge Tunesier Schätzungen zufolge in den vergangenen Jahren den Islamisten in Syrien und im Irak angeschlossen.
Weltweite Bestürzung
Die USA, Frankreich, Deutschland und auch die Schweiz verurteilten den Angriff auf das Schärfste. «Die Schweiz pflegt enge Beziehungen zur tunesischen Republik und ist solidarisch mit der tunesischen Bevölkerung, die von diesem grausamen Gewaltakt betroffen ist», liess Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga mitteilen.