262 Kilo Elfenbein für den chinesischen Markt

Rekordfund am Zürcher Flughafen: Der Zoll hat Anfang Juli 262 Kilogramm Elefanten-Stosszähne sichergestellt. Die Lieferung war für China bestimmt, wo Elfenbein in der wachsenden Mittel- und Oberschicht als Statussymbol gilt.

Neue Schmuggel-Route über Zürich: Heinz Widmer, Leiter des Flughafen-Zolls, mit einem der sichergestellten Elefanten-Stosszähne (Bild: sda)

Rekordfund am Zürcher Flughafen: Der Zoll hat Anfang Juli 262 Kilogramm Elefanten-Stosszähne sichergestellt. Die Lieferung war für China bestimmt, wo Elfenbein in der wachsenden Mittel- und Oberschicht als Statussymbol gilt.

Für die ganzen und teilweise zersägten Stosszähne, die momentan in einem Raum der Zollverwaltung lagern, mussten rund 40 bis 50 afrikanische Elefanten ihr Leben lassen. Auf dem Schwarzmarkt haben ihre Zähne einen Wert von rund 400’000 Franken.

Entdeckt wurde die illegale Lieferung beim Röntgen des Gepäcks, das von Dar es Salaam (Tansania) via Zürich nach Peking unterwegs war. Das Elfenbein war in Alufolie und chinesisches Zeitungspapier eingewickelt und in acht Rollkoffern versteckt.

Bei den Kurieren handelte es sich um drei Chinesen im Alter zwischen 21 und 37 Jahren. Sie standen bereits für das Einsteigen in die Maschine nach Peking bereit, als die Polizei sie im letzten Moment im Transit-Bereich festnehmen konnte.

Kuriere wieder auf freiem Fuss

Die Männer wurden einvernommen, gegen ein Bussgeld-Depot von 100’000 Franken aber wieder auf freien Fuss gesetzt. Die Kuriere hätten zwar Angaben zu den Hintermännern gemacht, sagte Mathias Lörtscher am Dienstag vor den Medien. Lörtscher ist Leiter Artenschutz beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen.

Diese Angaben seien aber kaum glaubwürdig. Kuriere würden ihre Auftraggeber auch nach stundenlangen Einvernahmen nicht preisgeben. Deshalb bringe es wenig, sie länger in Haft zu halten.

Um etwas über die Organisation hinter dem Elfenbein-Schmuggel zu erfahren, werden die Stosszähne nun auf ihre Herkunft analysiert. Für das weitere Strafverfahren arbeitet die Schweiz dann mit den chinesischen Behörden zusammen.

Die drei Kuriere werden wohl mit einer Busse davonkommen. «Die Strafen sind leider viel zu niedrig und zu wenig abschreckend», sagte Lörtscher. Bei vorsätzlichem Handel mit Stosszähnen oder anderen illegalen Tierprodukten müssen die Kuriere in der Schweiz nur mit Bussen bis 40’000 Franken rechnen.

Fangzähne und Krallen von Löwen

In den Rollkoffern waren neben den Stosszähnen auch Fangzähne und Krallen von Löwen versteckt – insgesamt gut ein Kilogramm. Auch sie hätten in der chinesischen Mittel- und Oberschicht problemlos ihre Abnehmer gefunden, da sie wie Elfenbein als Statussymbole gelten.

Der Fund von 262 Kilogramm ist der grösste, der bisher am Flughafen Zürich sichergestellt wurde. Es ist aber nicht der einzige: Gemäss Angaben des Flughafenzolls wurden in den vergangenen Wochen gleich mehrere kleine Lieferungen Elfenbein aus dem Verkehr gezogen.

Bei diesen früheren Sendungen mit 1 bis 4 Kilogramm Elfenbein war das Material teilweise bereits zu Armreifen und Figuren verarbeitet. Versteckt war es in Crème-Dosen. «Offenbar wird momentan versucht, über Zürich eine neue Route für den Elfenbeinhandel zu erschliessen», sagte Heinz Widmer, Leiter der Zollstelle Flughafen.

Neue Spürhunde sollen Elfenbein finden

Um den Schmugglern das Handwerk zu legen, lässt der Flughafen momentan Spürhunde ausbilden, die speziell auf Tier-Produkte abgerichtet sind. Es sei geplant, zwei Hunde anzuschaffen und jeweils am Gepäck schnüffeln zu lassen, das auf den Risiko-Routen unterwegs sei, sagte Widmer.

Eine Risiko-Route ist auch die Verbindung aus Dar es Salaam, das als Zentrum des Elfenbeinhandels gilt. Der Handel mit illegalen Tierprodukten wie Elfenbein und dem Horn des Nashorns ist nach Drogen und Waffen der drittlukrativste illegale Handelszweig.

Der Handel mit Elfenbein ist gemäss dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) seit 1989 grundsätzlich verboten. Gemäss Angaben des WWF erlebt Afrika heute aber die schlimmste Wilderei-Krise seit Jahrzehnten.

In den letzten Jahren seien neue Netzwerke mit teilweise internationalen Hintermännern entstanden, gedeckt von korrupten Staatsbeamten und Militärangehörigen. Die Wilderer würden von Helikoptern aus jagen, bewaffnet mit Kalaschnikows und Sturmgewehren. Die Elefanten würden regelrecht niedergemäht.

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