Tschechien entthront Spanien und gewinnt zum zweiten Mal nach 1980 den Davis Cup. Den entscheidenden Punkt zum 3:2-Sieg holte Radek Stepanek.
In dem hoch spannenden Endspiel in Prag gewann Stepanek etwas überraschend gegen Nicolas Almagro 6:4, 7:6 (7:0), 3:6, 6:3. Nach 3:52 Stunden und dem verwandelten zweiten Matchball sank der 33-jährige Doppelspezialist in die Knie. Die mit 14’000 Zuschauern ausverkaufte Prager Arena verwandelte sich danach in ein Tollhaus.
Im Vorfeld hatte Stepanek als vermeintlicher Schwachpunkt der Tschechen gegolten. Im hitzigen fünften Match behielt der Australian-Open-Doppelsieger von 2012 jedoch kühlen Kopf und bereitete sich neun Tage vor seinem 34. Geburtstag ein vorgezogenes Geschenk.
US-Open-Halbfinalist Tomas Berdych hatte zunächst im Spitzenduell den ersten Matchball der Gastgeber nicht nutzen können und musste sich mit 2:6, 3:6, 5:7 unerwartet klar dem Weltranglistenfünften David Ferrer geschlagen geben. Im Doppel setzten sich Berdych/Stepanek gegen die World-Tour-Champions Marcel Granollers und Marc Lopez mit 3:6, 7:5, 7:5, 6:3 durch. Am späten Freitagabend hatte der 27-jährige Berdych (ATP 6) in fünf Sätzen gegen den gleichaltrigen Nicolas Almagro in fünf Sätzen gewonnen und für den 1:1-Ausgleich gesorgt.
Der schnelle Belag
Wie erwartet änderte Tschechiens Teamchef Jaroslav Navratil seine Aufstellung vor dem Doppel. Anstelle der ursprünglich nominierten Lukas Rosol/Ivo Minar setzte er auf die Einzelspieler Berdych und Stepanek. Das Duo hat in dieser Saison alle Davis-Cup-Begegnungen bestritten und gemeinsam bis zum Final nicht einen einzigen Satz abgegeben. Die einzige Niederlage für Tschechien kassierten Berdych und Stepanek im Davis-Cup-Final 2009 – beim 0:5 gegen Spanien.
Auf dem schnellen Hardbelag von Prag revanchierten sie sich und verwandelten nach 199 Minuten ihren dritten Matchball. Damit zahlte sich auch aus, dass die Gastgeber auf den ultraschnellen Belag namens «Novacrylic Ultracushion» gesetzt hatten. Almagro hat auf Hartplatz noch keinen Davis-Cup-Match gewonnen.
Die Tschechen räumen alles ab
Während der ohne den verletzten Rafael Nadal angetretene Titelverteidiger aus Spanien seinen vierten Triumph in den letzten fünf Jahren verpasste, feierte Tschechien einen Doppel-Triumph. Vor zwei Wochen haben die Fed-Cup-Damen um die Wimbledonsiegerin von 2011, Petra Kvitova, an selber Stelle den Fed Cup zum siebten Mal geholt.
Vor 32 Jahren hatte Tschechien, damals noch als Tschechoslowakei und angeführt von Ivan Lendl, zum bislang einzigen Mal den bedeutendsten Mannschafts-Wettbewerb gewonnen. Damit hat Tschechien als erste Nation überhaupt in einem Jahr den Hopman Cup, den Fed Cup und den Davis Cup gewonnen. Lendl sass am Sonntag als Edelfan auf der Tribüne.
Erster Gegner der Schweiz
Davis-Cup-Sieger Tschechien wird vom 1. bis 3. Februar 2013 in Genf erster Gegner der Schweiz in der Weltgruppe sein. Wahrscheinlich werden die Gastgeber ohne Roger Federer antreten müssen und dürften deshalb einen schwierigen Stand haben.