Das Lausanner Kriminalgericht hat am Freitag einen 36-jährigen Marokkaner wegen Mordes zu einer 20-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Im Jahre 2010 hatte der Mann mit einem Messer 35 Mal auf seine von ihm getrennt lebende Ehefrau eingestochen.
Das Strafmass entspricht dem Antrag des Staatsanwalts und berücksichtigt ein besonders schweres Verschulden des Mannes, das laut Gericht vorliegt. Weil der Mann es nicht ertragen habe, dass seine Frau sich von ihm trennen wollte, habe er ihr „mit einer unbeschreiblichen Grausamkeit“ das Leben genommen. In Gegenwart des gemeinsamen Kindes sei der Mann über seine Frau hergefallen, stellte das Gericht weiter fest.
Während der Untersuchung habe der Mann seine Tat immer wieder zu verharmlosen versucht. Ausserdem habe er behauptet, seine Ehefrau habe ihn provoziert. Der Marokkaner wurde als voll zurechnungsfähig eingestuft.
Eine Ferienliebe
Die Getötete hatte den Mann im Dezember 2008 in Marokko während eines Ferienaufenthaltes kennengelernt. Im April 2009 heiratete das Paar, fünf Monate später kam die gemeinsame Tochter auf die Welt. Im Rahmen des Familiennachzugs durfte der Ehemann schliesslich im Februar 2010 in die Schweiz einreisen.
Kaum in der Schweiz, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen den Ehepartnern, so dass sie sich im April trennten. Nach der Trennung bedrohte der Mann seine Frau mehrere Male mit dem Tode, bespuckte sie, wenn er sie in der Stadt traf, und missbrauchte sie mehrere Male sexuell.
Am 2. Juli 2010 erreichte das Drama seinen Höhepunkt. Der Mann, der als Küchenhilfe arbeitete, verliess am frühen Nachmittag seine Arbeitsstelle mit einem Küchenmesser. Er ging zu einem Bekannten, der im gleichen Haus wie seine Frau wohnte. Gegen 17 Uhr rief er sie an und bat um ein Treffen. Die Frau lehnte jedoch aus Furcht vor ihrem Ehemann ab.
In der Wohnung des Freundes kam es gegen 18.30 Uhr zu einem Streit zwischen dem Täter und einer anderen Frau. Darauf hin verliess der Marokkaner die Wohnung und wollte in die Wohnung seiner Ehefrau. Diese hatte den Streit gehört und die Polizei gerufen. Um der Polizei genaue Angaben zur Wohnung machen zu können, öffnete sie die Wohnungstüre.
Dies nutze der Ehemann aus und verschaffte sich mit Gewalt Zutritt zur Wohnung. Kurz darauf zog er sein Messer und stach 35 Mal auf die Frau ein. Schliesslich schnitt er ihr die Kehle durch.
Darauf hin verliess er mit der Tochter die Wohnung und rief die Polizei an, der er seine Tat gestand. Die Frau starb rund eine Stunde später auf der Notfallstation des Universitätsspitals Lausanne.