Ein Gericht in Kolumbien hat den Chef der FARC-Guerilla und deren Chefunterhändler bei den Friedensverhandlungen mit der Regierung in Abwesenheit zu jeweils 40 Jahren Gefängnis verurteilt. 20 weitere FARC-Kämpfer erhielten ebenfalls eine 40-jährige Haftstrafe.
Das Gericht in Villavicencio, Hauptstadt der Provinz Meta, befand sie für schuldig, dort im Jahr 2003 bei einem Anschlag vier Menschen getötet und weitere 30 verletzt zu haben.
Iván Márquez ist der Chefunterhändler bei den derzeitigen Verhandlungen in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Er gilt als rechter Arm des FARC-Anführers Timoleón Jiménez (auch Timochenko genannt), dessen Aufenthaltsort unbekannt ist.
Auf die Verhandlungen in Havanna dürfte das Gerichtsurteil kaum Auswirkungen haben. Seit Beginn des Friedensprozesses hat die kolumbianische Regierung die Haftbefehle gegen Mitglieder der FARC-Delegation ausgesetzt.
Bei den Gesprächen wurde bereits eine Einigung über eine Landreform erzielt. Weitere Themen sind die politische Beteiligung der FARC, der Kampf gegen den Drogenhandel, die Entwaffnung der Rebellen sowie die Entschädigung der Opfer des bewaffneten Konflikts.
Die Verhandlungen sind der vierte Versuch, den seit Jahrzehnten andauernden bewaffneten Konflikt zwischen der grössten Guerillagruppe Kolumbiens und der Regierung beizulegen. Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) wurden 1964 im Kampf gegen Grossgrundbesitzer gegründet.
Im Gewaltkonflikt mit der Regierung und ultrarechten Paramilitärs wurden Schätzungen zufolge 600’000 Menschen getötet und fast vier Millionen Menschen vertrieben.