Beim Absturz einer russischen Passagiermaschine in Kasan sind nach offiziellen Angaben alle 50 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Die aus Moskau kommende Maschine vom Typ Boeing 737-500 sei bei einem wiederholten Landeversuch aufgeschlagen und explodiert, hiess es.
Der erste Anlauf zur Landung bei starkem Wind sei zuvor abgebrochen worden. An Bord des über 23 Jahre alten Flugzeugs der Gesellschaft Tatarstan Airlines seien 44 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder gewesen, sagte eine Sprecherin des Zivilschutzministeriums am Sonntag.
«Es gibt keine Überlebenden», sagte Sprecher Sergej Iswolski von der Luftfahrtbehörde. Unter den Toten war auch der Sohn Irek des Präsidenten von Tatarstan, Rustam Minnichanow.
Die Piloten seien erfahren gewesen. Laut dem Sprecher ist die Ursache für das Unglück bisher unbekannt. Ein menschlicher Fehler könne nicht ausgeschlossen werden, teilte die Polizei in der Wolga-Stadt mit.
Der russische Präsident Wladimir Putin äusserte sein Mitgefühl und befahl die Bildung einer Untersuchungskommission. Die Katastrophe in der Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan rund 800 Kilometer östlich von Moskau müsse restlos aufgeklärt werden, sagte er.
«Unglaubliche Vibrationen»
Augenzeugen zufolge rammte die Maschine die Landepiste mit dem vorderen Teil. Im Internet wurden unmittelbar nach der Katastrophe Vorwürfe laut, das Flugzeug sei technisch mangelhaft gewesen. «Diese Maschine schüttelte ihre Passagiere wie in der Waschmaschine», schrieb jemand auf Twitter. Eine Journalistin, die am Vortag mit der Maschine geflogen war, berichtete im Fernsehen von «unglaublichen Vibrationen».
Die Boeing habe vor einem Jahr wegen defekter Sensoren in Kasan notlanden müssen, und einem anderen Flugzeug der gleichen Gesellschaft sei 2010 ein Teil des Fahrgestells abgefallen, hiess es.
In Russland kommt es immer wieder zu Flugzeugunglücken mit vielen Toten. Meist sind dabei aber veraltete russische Maschinen wie Tupolew involviert. Seltener trifft es Flugzeuge von Boeing oder Airbus. Zu Zeiten der Sowjetunion hatte die Fluggesellschaft Aeroflot ein Quasi-Monopol inne. Nach dem Kollaps des Landes drangen viele kleine private Unternehmen auf den Markt.
Anschlag ausgeschlossen
Das Unglück habe sich gegen 19.20 Uhr Ortszeit (16.20 Uhr MEZ) ereignet, sagte ein Flughafensprecher in Kasan. Das Wetter sei zu dem Zeitpunkt mit plus drei Grad Celsius und leichtem Wind problemlos gewesen. Und: «Die Sicht betrug 5000 Meter, die Landebahn war trocken. Bessere Bedingungen gibt es kaum.»
Unmittelbar nach der Explosion machten sich rund 135 Rettungskräfte und 35 Helfer mit schwerer Technik zum Unglücksort auf. Alle Opfer seien geborgen, teilte das Zivilschutzministerium mit.
Die Behörden boten den Angehörigen der Opfer psychologische Hilfe an, und der Flughafen wurde vorübergehend gesperrt. Der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, schloss einen Anschlag aus.
Kasan ist einer der Austragungsorte der Fussball-WM 2018. Zudem organisiert Russland im Februar in Sotschi Olympische Winterspiele.