5000 Menschen fordern in Bern ein Bekenntnis zur Industrie

Rund 5000 Personen sind am Samstag dem Ruf der Gewerkschaften Unia, syndicom, PVB und SEV gefolgt und haben auf dem Berner Bundesplatz für ein Bekenntnis der Schweiz zur Industrie gefordert. Das Land brauche endlich eine Industriepolitik.

Gewerkschafts-Demo auf dem Bundesplatz in Bern (Bild: sda)

Rund 5000 Personen sind am Samstag dem Ruf der Gewerkschaften Unia, syndicom, PVB und SEV gefolgt und haben auf dem Berner Bundesplatz für ein Bekenntnis der Schweiz zur Industrie gefordert. Das Land brauche endlich eine Industriepolitik.

Diese müsse sich an einem ökosozialen Umbau orientieren, forderte SP-Nationalrat und Unia-Gewerkschafter Corrado Pardini auf dem Bundesplatz. Knapper werdende Rohstoffe, die Energiewende, aber auch neue Technologien würden neue Chancen eröffnen. Doch die Schweiz hinke in den neuen Cleantech-Märkten anderen Ländern hinterher.

Die von der Gewerkschaft skizzierte Industriepolitik umfasst unter anderem eine Abschwächung des Frankens, einen paritätischen Fonds für eine produktive Schweiz oder Investitionen in die berufliche Aus- und Weiterbildung.

Friedenspflicht nicht zum Nulltarif

Bundesrat Johann Schneider-Ammann wehre sich gegen eine Industriepolitik und mache sich so zum Helfershelfer der Finanzlobby, kritisierte Pardini.

Die Industrie trage rund 100 Milliarden Franken zur Wirtschaftsleistung des Landes bei, also etwa dreimal mehr als der Bankensektor. Banken würden keine realen Werte erschaffen, ganz im Gegensatz zur Industrie, betonte Pardini.

Ohne Industriepolitik in der Schweiz seien tausende Stellen in Gefahr. Es sei ein starkes Zeichen, dass sich so viele Menschen an der Kundgebung beteiligten.

„Das müssen sich die Arbeitgeber mit einem dicken Stift hinter die Ohren schreiben“, sagte Pardini. Denn die Friedenspflicht müsse die Arbeitgeber etwas kosten. „Ab heute ist sie nicht mehr zum Nulltarif zu haben“.

Neue Verhandlungen für Gesamtarbeitsvertrag

Der Stellenabbau bei Industriebetrieben in den vergangenen Wochen bildete einen weiteren aktuellen Aufhänger der Kundgebung in Bern. So gab beispielsweise der Drehautomatenhersteller Tornos Anfang September den Abbau von bis zu 225 Stellen bekannt. Siemens will in der Schweiz rund 220 Stellen abbauen, wie am Donnerstag bekannt wurde.

Weiter forderten die Kundgebungsteilnehmer auch Mindestlöhne und die Abschaffung des sogenannten „Krisenartikels“, der manchen Arbeitgebern als Vorwand diene, um Arbeitszeiten zu erhöhen und Löhne zu senken.

Hintergrund der Kundgebung ist die Erneuerung des Gesamtarbeitsvertrages in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, der Ende Juni 2013 ausläuft.

Schweizer Wirtschaftsschiff aufgelaufen

Zur Demonstration hatten die Unia, die Gewerkschaft Medien und Kommunikation syndicom, der Personalverband des Bundes PVB und die Gewerkschaft des Personals des öffentlichen Verkehrs SEV aufgerufen.

Der Kundgebungszug begann sich am frühen Nachmittag auf der Berner Schützenmatte zu formieren. Bei strömendem Regen hatten sich zunächst rund 2000 Menschen versammelt. Mit nachlassendem Regen schwoll der Kundgebungszug auf etwa 5000 Menschen an.

Mit mehrheitlich roten Unia-Fahnen, -Hüten, Trillerpfeifen und Transparenten ausgerüstet, zogen die Kundgebungsteilnehmer friedlich durch die Innenstadt und sorgten für ein rotes Fahnenmeer auf dem Bundesplatz.

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