Wussten Sie, dass der Erfinder der E-Gitarre ein Basler war? Dass die erste DJ-Schule für Mädchen und Frauen im Kleinbasel liegt? Zur Ausstellung «pop@basel» im Museum für Musik präsentieren wir 7 wissenswerte Geschichtspunkte zu Pop und Basel.
1. Der Erfinder der E-Gitarre
Kein Scherz: Der Erfinder der elektrischen Gitarre, Adolph Rickenbacher, kam am 1. April 1887 in Basel zur Welt. Er verbrachte die ersten Lebensjahre am Gemsberg 7. Sein Vater war Schreiner, die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen und entschied sich 1891, auszuwandern. Ihr Ziel: Ohio, USA. 1918 gründete Rickenbacher in Los Angeles eine eigene Firma und entwickelte 1931 mit dem Gitarristen George Beauchamp die erste E-Gitarre der Geschichte: die Lapsteel-Gitarre Rickenbacker Frying Pan. Zu den berühmtesten Musikern, die Rickenbacker-Gitarren spielten, gehörten später die Beatles.
2. Die ersten E-Gitarren Europas
Der Basler Instrumentenbauer Karl Schneider tüftelte während des Zweiten Weltkriegs an der Verstärkung von Instrumenten herum – und brachte ab 1945 mit seinen RIO-Modellen die ersten handelsüblichen E-Gitarren Europas auf den Markt. Nicht nur die Hula Hawaiians spielten Rio-Gitarren, auch die Minstrels («Grüezi wohl, Frau Stirnimaa») oder Jazz-Star Django Reinhardt griffen darauf zurück.
3. Das erste Jugendzentrum
Das erste Jugendzentrum der Schweiz wird von der Basler Freizeitaktion unterstützt und ist noch immer in Betrieb: 1962 wurde das Sommercasino eröffnet – ganz zur Freude der Teenies, die im alten Casinosaal schon damals das Tanzbein schwangen. Allerdings in einer moderaten, gepflegten Form, wie der langjährige Leiter George Hennig im Buch «Pop Basel» zu berichten weiss: «Jungs mussten sich dem Krawattenzwang fügen und Mädchen ihre Absätze mit Gummiunterlagen dämpfen, zum Schutz des Parkett- und Marmorbodens.»
4. Basler Pioniere im Hallenstadion
Basler Bands auf ganz grossen Bühnen: The Dynamites eröffneten 1965 im Zürcher Hallenstadion für Cliff Richard, The Sevens zwei Jahre später gleichenorts für die Rolling Stones. Sevens-Sänger Pino Gasparini (übrigens der Neffe des Erfinders der Gasparini-Glacé) erreichte später sogar noch ein grösseres Publikum: 1977 trat er mit Pepe Lienhard in London am Eurovision Song Contest auf, sang für ein Millionenpublikum «Swiss Lady» und schaffte es damit auf den 6. Platz.
5. Stadionrock im alten Joggeli
Die Rolling Stones lancierten auch den Konzertreigen in Schweizer Fussballstadien – und das auf Basler Boden: 1982 traten sie im Rahmen ihrer «Tattoo You»-Tour vor mehr als 50’000 Besuchern auf. Auch Pink Floyd, Eric Clapton, Michael Jackson oder U2 sorgten im alten Joggeli für unvergessliche Auftritte. Guns n’Roses spielten hier auf ihrem Höhepunkt – und manche schwärmen noch heute davon, die Band bei der Aftershow-Party im «Route 66» (in der Freien Strasse) angetroffen zu haben, wo Gitarrist Slash den Promillecheck machte. Ob er den damals gültigen Grenzwert von 0.8 Promille überschritt, weiss niemand mehr so genau; sicher ist aber, dass Slash sowieso nicht selber nach Hause fahren musste.
6. Von der Spraydose zum Mikrofon
Dass Basel auch als Wiege des Mundartrap gilt, ist allgemein bekannt. Weniger hingegen die Tatsache, dass sich die Hip-Hop-Szene zunächst vor allem auf die Graffitikunst konzentrierte. Zehn Jahre bevor Black Tiger und P-27 den «Murder by Dialect» ausriefen und damit in aller Ohren waren, tauchte die US-amerikanische Jugendkultur an Basler Wänden auf: 1981/82 waren im öffentlichen Raum erste Graffitibilder zu sehen, bald darauf kreisten auch die ersten B-Boys und -Girls um die eigene Achse. Auch zahlreiche Szenis, die wir heute als Rapper der ersten Generationen verorten, übten sich zunächst im Zeichnen von Sketches und im Graffiti-Writing: Black Tiger, Skelt! oder Tarek Abu Hageb, um nur einige zu nennen.
7. Discjockey-Schule für Frauen
Als Mithras Leuenberger 1981 erstmals an einer Hippie-Party im Basler Sommercasino Platten auflegte, war sie als She-DJ eine Exotin im männlich dominierten Feld. 1989 professionalisierte sie ihre Arbeit an den Plattenspielern, liess Acid Jazz sowie Hip-Hop, später auch Techno und Elektro rotieren. 1998 entwickelte sie das Konzept ‹Mädelz an die Technic› und begann erste DJ-Kurse anzubieten. Drei Jahre später nahm sie am Ideenwettbewerb ‹Basel denkt› der Christoph Merian Stiftung teil und erhielt 60’000 Franken Startkapital zur Gründung von ‹Rubinia DJanes›, der weltweit ersten Discjockey-Schule für Mädchen und Frauen. Seit 2002 hat sie mehrere Hundert Schülerinnen in die Grundlagen des Plattenauflegens eingeführt.
- Mehr Basler Popgeschichte finden Sie in unserer aktuellen Wochenausgabe, am Kiosk oder digital über die App der TagesWoche.
- Am 20. September beginnt im Museum für Musik die neue multimediale Sonderausstellung «pop@basel».