Ueli Maurer ist ein souveräner Bundespräsident. Ihm sind einfache Leute aus dem Volk wichtiger als die Medien. Eine kleine Anekdote aus dem Bundeshaus.
Die Gripen-Debatte war gerade vorbei. Das umstrittene Geschäft um 22 schwedische Kampfjets für über 3 Milliarden von der Volkskammer problemlos durchgewunken. Und vor dem Nationalratssaal warteten «die Medien» auf den klaren Sieger, Bundespräsident und Wehrminister Ueli Maurer. Radios lokal und national, Presseleute, Fernsehfilmer mit grossen und kleinen Kameras – kurz: Journalisten dicht gedrängt.
Maurer kommt aus dem Saal flankiert von seinem Medienmann Peter Minder, der für Interviews schon einen kleinen Saal reserviert hatte. Doch der Bundespräsident, der in der Debatte zum x-ten Mal die immer selben unbedarften Fragen rund um den Gripen («Wie schnell kann der maximal fliegen?») geduldig beantwortet hatte, verschwindet sofort durch die Seitentüre in die Eingangshalle des Parlamentsgebäudes hinaus – gefolgt von der ganzen Medienschar.
Da tritt ihm vor dem Parlaments-Café ein einfacher älterer Mann «aus dem Volk» entgegen, mit einer Kartonschachtel unter dem Arm. In allen anderen Ländern der Welt hätten nun längst alle Alarmanalgen auf rot geschaltet – Security-Rambos hätten den unerwarteten Besuch rabiat entfernt. Nicht so in der Schweiz.
«Mir stinkt es»
Der Bundespräsident begrüsst den Mann, der Vogel Georg heisst und aus Gretzenbach kommt. Auch Frau Vogel wird herzlich begrüsst. Und jetzt zaubert Vogel aus dem Karton ein kleines Kustwerk hervor: Ein Modell des Kampfjets Gripen in einer grossen Glasglühbirne, wie das Holzschiff in der Flasche das er selber gebastelt hat. Er überreicht es Maurer, der sichtlich erfreut ist, sich bedankt und hockend auf einer Bank noch ein paar Autogrammkarten unterschreibt. Dann plaudert Maurer noch locker fünf Minuten mit den Vogels, die Grüsse von Verwandten ausrichten. «Und wie geht es der Tante so?» Oder: «Aha, den kennen Sie auch.»
Endlich verabschiedet sich der Präsident von dem überraschenden Besuch und verlässt das Bundeshaus gefolgt von den zusehends nervöser werdenden Medienleuten. Sein Pressechef trägt die Schachtel mit dem Gripen in der Flasche. Zu unterst auf der Treppe fragt ihn nun doch eine Radiofrau, was er denn zur Gripen-Debatte meine. Da bleibt Maurer kurz stehen, und antwortet: «Mir stinkt es eigentlich, noch etwas zu sagen.» Und weg war er – zum Mittagessen.