Ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel geht jedes Jahr verloren. Entweder weil sie schon während der Produktion verloren gehen, oder weil sie später nicht konsumiert und weggeworfen werden.
Gemäss einem Bericht der UNO werden jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verschwendet. Der Wert der vergeudeten Lebensmittel entspreche dem Bruttoinlandprodukt der Schweiz, sagte José Graziano da Silva, Generaldirektor der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), in Rom. Der Verlust koste die Weltwirtschaft jährlich 700 Milliarden Franken.
Die FAO präsentierte gemeinsam mit dem UNO-Umweltprogramm (UNEP) am Mittwoch in Rom und Nairobi den Bericht «Folgen der Nahrungsmittelverschwendung: Auswirkungen auf die Naturressourcen».
Der Studie zufolge verbraucht die Produktion von Lebensmitteln, die später nicht verzehrt werden, jährlich etwa 250 Kubikkilometer Wasser. Das entspricht dem fünffachen Volumen des Bodensees. Zudem entstünden bei der Herstellung jährlich Treibhausgase, die der Wirkung von 3,3 Milliarden Tonnen Kohlendioxid entsprächen.
870 Millionen Hungernde
Zusätzlich zu den Folgen für die Umwelt sei die Lebensmittelverschwendung auch moralisch nicht vertretbar: «Wir können es nicht zulassen, dass ein Drittel der Nahrungsmittel, die wir produzieren, verschwendet wird oder verloren geht, während täglich 870 Millionen Menschen hungern», kritisierte Graziano da Silva.
Achim Steiner, der Leiter des Umweltprogramms (UNEP), sprach von einem «Weckruf» und warnte vor allem vor den langfristigen Kosten der Verschwendung, die nachfolgende Generationen zu tragen hätten. Die Verschwendung zu verringern, habe ein «enormes Potenzial», um Hunger in der Welt zu bekämpfen.
Im FAO-Bericht werden vor allem die hochentwickelten Staaten in Asien – China, Südkorea und Japan – kritisiert. Dort werden jährlich pro Kopf fast 200 Kilogramm Obst, Gemüse und Getreide verschwendet. Im Fokus stehen auch die Fleischindustrie in Nord- und Lateinamerika und die Verschwendung von Obst und Gemüse, von der auch Europa betroffen ist.
Haltbarkeit und Verfallsdatum
«Jedem von uns kommt eine Rolle zu», sagte Steiner weiter. Das fange schon bei dem «lächerlichen Phänomen» in Industrieländern an, kein krummes Gemüse mehr zu kaufen. Ausserdem werde in vielen Ländern das Mindesthaltbarkeitsdatum als Verfallsdatum missverstanden. Das führt dazu, dass viele Lebensmittel weggeworfen werden, die noch geniessbar sind.
Weltweit geschehen 54 Prozent der Nahrungsmittelverschwendung nach Angaben des UNO-Reports bereits während der Produktion, der Nachernte und der Lagerung. 46 Prozent ereigneten sich bei der Weiterverarbeitung, der Auslieferung und dem Konsum.