7 Tipps für den Occasions-Velokauf

Ein Velo-Glücksgriff auf dem Flohmarkt macht den Sommer zum Highlight. Man findet günstige und gute Räder – wenn man weiss, wonach man suchen muss. Velomech Fabian Ullrich sagt, worauf man beim Occasionskauf achten muss. Die erste beiden Gelegenheiten bieten sich bereits diesen Samstag.

Der letzte Schrei: Rennvelo im Strickpulli.

Ein Velo-Glücksgriff auf dem Flohmarkt macht den Sommer zum Highlight. Man findet günstige und gute Räder, wenn man weiss, wonach man suchen muss. Velomech Fabian Ullrich sagt, worauf man beim Occasionskauf achten muss.

Flohmärkte und Velobörsen sind Fundgruben für günstige Velo-Schmuckstücke. Mit der Wahl des richtigen Modells und einem Satz schmieriger Hände lässt sich ein prima Gefährt ergattern. Velomechaniker Fabian Ullrich weiss, worauf es beim Velokauf ankommt, und welche Kniffe es braucht, damit das Velo strassentauglich wird. 

1. Der Preis

Wozu will man das Velo nutzen? Es lohnt sich nicht, mit einem schnieken Fixie zur Beiz zu fahren, um alle zehn Minuten nervös rauszuschauen, ob es noch da steht. Ullrich findet für diesen Zweck gute, alte Occasionsvelos besser geeignet: «Mindestens 150-250 Franken muss man dafür rechnen. Den gleichen Preis sollte man gleich nochmals investieren, um das Velo instandzusetzen.» Achtung: Im Internet sind alte Einzelteile oft teurer als auf Flohmärkten.

2. Ausgiebig checken

Wer auf schöne Occasionvelos steht, kann auf Flohmärkten einen Glücksgriff landen. Ebenso gross ist aber die Gefahr, dass man sich eine Schrottlaube andrehen lässt. Experte Ullrich: «Am besten nimmt man jemanden mit, der sich auskennt. Das Velo unbedingt probefahren, bevor man es kauft. Dabei eine unbeeindruckte Miene zu machen zahlt sich danach beim Feilschen aus.»

3. Quittung verlangen 

Wichtig: Ist ein Velo als gestohlen gemeldet, macht man sich haftbar, wenn einen die Polizei kontrolliert. Deshalb: Immer eine Quittung mit der Rahmennummer drauf verlangen. 

Vom neugekauften Velo sollte man schliesslich zuhause ein Foto und eine detaillierte Liste mit den Einzelteilen machen. Hilft, wenn das Rad geklaut wurde, bei der Versicherung Rückerstattung zu erhalten, rät Fabian.

4. Komfort gewinnt

Ein Velo muss komfortabel sein. Verkrampft man sich beim Fahren, steht das Velo bald wieder im Keller. Sehr wichtig für den Fahrkomfort ist die Grösse des Velos. Auch der Sattel kann über Freud und Leid, speziell bei längeren Velotouren, entscheiden. Ist ein Ledersattel erst mal eingefahren, fährt es sich laut Ullrich wie im Himmel auf Erden.

5. Das Rad muss rollen

Das Hinterrad darf keine Acht haben (Rückenschmerzengefahr!), muss frei drehen können und darf nicht am Rahmen schleifen. Der Reifen muss natürlich gut gepumpt sein, schon bei einigen Millibar zu wenig Reifendruck strampelt es sich unnötig anstrengender.

6. Das Wichtigste: Bremse, Schalten, Leuchten

Die Bremse muss greifen. Um sie richtig einzustellen, braucht es Fachwissen.

Die Kette darf nicht zu satt oder zu locker sein. Ist die Kettenschaltung falsch eingestellt, hängt sich die Kette immer wieder aus. Schmierige Hände und Ärger am Strassenrand sind die Folge.

Auch die Übersetzung muss flüssig laufen. Die Kette zu ölen reicht nicht, die Teile müssen miteinander kompatibel sein. Ein Velomechaniker sieht schnell, ob an einem Velo wild durchmischte Teile aus Japan, Italien und England sind, oder ob die Veloteile aufeinander abgestimmt sind.

Leuchten: Weil man in der Nacht wirklich nicht sichtbar ist, braucht es gute Leuchten – vorne und hinten. Vorsicht: Klaugefahr bei allem, was nicht niet- und nagelfest ist.

7. Beim Velomech

Es gibt Mechaniker wie Ullrich, die «betreutes Basteln» anbieten. In Zusammenarbeit mit dem Mechaniker baut man aus den Einzelteilen sein Velo selbst zusammen. «Zu einem selbstgebauten Velo hat man einen viel grösseren Bezug», sagt Velofanatiker Fabian Ullrich.

Will man auffallen, ist vom eingehäkelten Velo über das Gärtchen im Velokorb alles möglich. Ruhm und das Grinsen der Passanten sind einem sicher, wenn man mit einem verrückten «Göppel» durch die Strassen kurvt.

Cargovelos, die Lastenräder mit der Ladekiste zwischen Lenkrad und Vorderrad, sind in nordischen Ländern an jeder Ecke anzutreffen. Man kann sie mit ein bisschen Mechanikergeschick selber bauen

Fabian gibt allen Velofahrern noch einen Extratipp: «Man sollte seinem Velomechaniker nie sagen, dass man kürzlich gerade bei einem anderen Mechaniker war. Das fühlt sich für uns an, wie wenn die Freundin von ehemaligen Liebhabern spricht.»

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Fabian Ullrich hat seine Werkstatt an der Hochbergerstrasse 160, Kleinhüningen. Er hat weder Telefon noch Internet, ist aber fast immer in der Werkstatt, die sein zweites Wohnzimmer ist. 

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