7 unvergessliche Schweizer WM-Momente

Heute entscheidet sich, gegen wen die Schweizer Nationalmannschaft an der WM 2014 in Brasilien spielen wird. Ein Steilpass für einen Blick zurück auf sieben unvergessliche Momente. 1954, Schweiz: Das torreichste WM-Endrundenspiel Die Schweiz ist nicht gerade bekannt für Offensiv-Spektakel – und doch war sie eine der beiden Mannschaften beim torreichsten WM-Endrundenspiel aller Zeiten: 1954 beim […]

Heute entscheidet sich, gegen wen die Schweizer Nationalmannschaft an der WM 2014 in Brasilien spielen wird. Ein Steilpass für einen Blick zurück auf sieben unvergessliche Momente.

1954, Schweiz: Das torreichste WM-Endrundenspiel

Die Schweiz ist nicht gerade bekannt für Offensiv-Spektakel – und doch war sie eine der beiden Mannschaften beim torreichsten WM-Endrundenspiel aller Zeiten: 1954 beim 5:7 gegen Österreich in Lausanne. Das Spiel ging als «Hitzeschlacht von Lausanne» in die Geschichte ein: Der österreichische Torhüter erlitt einen Sonnenstich und taumelte zwischen den Pfosten hin und her. Die Schweiz erzielte innerhalb von 23 Minuten drei Tore, verlor nach einer Aufholjagd der Österreicher dennoch.

1966, England: Köbi Kuhn und die «Nacht von Sheffield»

Einer der weniger ruhmreichen Momente der Schweiz an einer WM: Erst ging das Team von Trainer Alfredo Foni gegen Deutschland unter (0:5), dann gegen Spanien (1:2) und letztlich auch noch gegen Argetinien (0:2). Die Mannschaft verabschiedete sich mit einer desolaten Vorstellung, einem Torverhältnis von 1:9 und einem Skandal aus England. Im Mittelpunkt: der spätere Nationaltrainer Köbi Kuhn.

Gemeinsam mit Leo Eichmann und Werner Leimgruber bereitete sich der 23-jährige Kuhn am Vorabend des Deutschlandspiels mit einer kleinen Tour durch die Industriestadt Sheffield vor. Nach dem späten Abendessen gingen die drei Spieler noch raus, wie Kuhn später der  «Schweizer Familie» schilderte: «Der Leimgruber, der Eichmann und ich hatten noch Lust auf einen Spaziergang. Wir gingen zur Strasse, ich hielt den Daumen hoch, und dann hielt dieses dumme Auto auch schon an.»

Im Auto sassen zwei junge Engländerinnen, und daraufhin auch drei Nationalspieler. Zu fünft ging es auf einen netten Ausflug – die Rückkehr ins Hotelzimmer erfolgt eher sehr spät. «Der Trainer hatte sich auf eine Materialkiste vor unserer Zimmer gesetzt und gewartet.» Trainer Foni sperrte Kuhn, Eichmann und Leimgruber für das Spiel gegen Deutschland, begnadigte sie nach der 0:5-Pleite allerdings wieder, das Ende der Geschichte war das allerdings nicht: Die Spieler klagten gegen den Verband, der sie kurzzeitig gesperrt hatte, wegen Ehrverletzung.

Die Niederlage gegen Deutschland:

 

1994, USA: «Es gibt keinen zweiten Georges Bregy»

Nach 28 Jahren Abwesenheit an einer WM-Endrunde qualifizierte sich die Schweiz 1994 wieder für eine Weltmeisterschaft. Die Reise in die USA ist aber nicht nur deshalb in guter Erinnerung, sondern wegen zwei unvergesslichen Momenten. Beim ersten Highlight stand Beni «National» Thurnheer im Mittelpunkt:

Die Schweiz spielte ihr erstes Gruppenspiel gegen die USA – und die ganze Schweiz erinnert sich an den wunderschönen Freistoss von Georges Bregy ins Tor des Gastgebers in der 23. Minute. Was haben wir gejubelt! Dann kam in der 44. Minute der grosse Moment von Beni:

Ein Freistoss für die USA, die Entfernung zum Tor knapp 30 Metter, Co-Kommentator Günter Netzer gibt sich besorgt: «Hoffentlich haben die nicht auch einen Bregy…» Thurnheer unterbricht mit den Worten: «Es gibt keinen zweiten Georges Bregy!» Sekunden später liegt der Ball im Tor, Eric Wynalda zirkelte den Ball mit Wucht in die linke obere Ecke, 1:1. Das Endresultat.

1994, USA: Das beste Spiel aller Zeiten

Das zweite Gruppenspiel läuft nicht nur besser für die Schweiz, es gilt als eines der besten – wenn nicht das beste – Spiel aller Zeiten einer Schweizer Nationalmannschaft. Aber warum viele Worte, wenn es die Highlights auch zu sehen gibt:

 

2006, Deutschland: Über diesen Moment können wir nicht schreiben, noch nicht, vielleicht niemals

2010, Südafrika: Der Sieg gegen den Weltmeister

«Und da ist Fernandes…und er macht das Tor!» Hach…was für ein Fussballtag, was für ein Ereignis, was für eine Erinnerung: Es ist kurz nach vor 18 Uhr in Durban, als der Schiedsrichter das Spiel zwischen der Schweiz und Spanien abpfeift. Die Sensation ist perfekt: Die Schweiz gewinnt gegen den amtierenden Europameister und späteren Weltmeister Spanien 1:0. Das Land taumelt vor Freude, die Ernüchterung kommt aber bald: Es folgt eine ärgerliche 0:1-Niederlage gegen Chile und ein klägliches 0:0 gegen die Fussballgrossmacht Honduras. Die WM für die Schweizer ist vorbei.

1966, England: Godi im Dienst der Queen

Last but not least der Schweizer, der wahrscheinlich den bleibendsten Eindruck an einer WM hinterlassen hat. Es war ein Basler und er hiess nicht Karli Odermatt, nicht Marco Streller und auch nicht Alex Frei, nein, Godi Dienst wars. Im Kultort Wembley pfiff er in der 101. Minute des WM-Finals England-Deutschland nach einem Schuss von Geoff Hurst Tor, 3:2 für England, das Endspiel war entschieden und Deutschland empört.

Es gibt Deutsche, denen auch heute noch Tränen in die Augen schiessen, wenn die Rede aufs «Wembley-Tor» kommt, das ihrer Überzeugung nach gar keines war. Der Ball sei von der Unterkante der Latte auf – oder sogar vor – die Linie gesprungen und keinesfalls dahinter, sagen sie. Die TV-Bilder blieben den letzten Beweis noch schuldig. Seit ein paar Jahren gibt es aber wissenschaftliche Untersuchungen, die Deutschland recht zu geben scheinen.

Was beweist das? Ganz klar: dass die Deutschen schlechte Verlierer sind, wenn sie sich auch heute noch hadern. Denn: Tor ist, wenn der Schiedsrichter Tor pfeift. Das muss man auch mal akzeptieren können.

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich Godi Dienst seiner Sache offenbar auch nicht mehr ganz sicher war nach dem Pfiff seines Lebens. Die Verantwortung schob er jedenfalls auf den sowjetischen Linienrichter Tofiq Bahramov. «Dä het mr gseit, the ball was behind the line – uff Dütsch: Goal», erzählte er jeweils seinen Nachbarn am Riehenring, direkt am alten Landhof-Stadion. Und zumindest sein Umfeld stand voll und ganz hinter ihm: «Scho rächt, Godi. Schliesslig hänn jo die richtige gwunne.»

Und auch mit Linienrichter Bahramov ist man in seiner Heimat Aserbaidschan offenbar ganz zufrieden: das Nationalstadion in Baku ist nach ihm benannt. Und davor steht sogar noch eine Statue von ihm, die unter anderem von Geoff Hurst enthüllt wurde. Schön, so ein sportlicher Umgang mit einem Unparteiischen! Da könnten die Deutschen noch einiges lernen.

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