Ein hochbegabter Neunjähriger, der bereits die Matura-Prüfung in Mathematik bestanden hat, wird an der ETH Zürich nicht zum Mathematik-Studium zugelassen. Er sei jedoch willkommen, als Hörer an Mathematikvorlesungen teilzunehmen, sagte ETH-Sprecher Roman Klingler gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Die Hochschule hat am Mittwoch bei einem Gespräch mit der Familie auch andere Angebote gemacht, wie sie den Bub in der Förderung seines Mathematik-Talents unterstützen kann. Der Vater des neunjährigen Gymnasiasten aus Meierskappel LU ist Mathematik-Professor im Ruhestand.
Der Sohn hat in der Primarschule dreimal die Klasse übersprungen und ist im letzten Sommer in die erste Klasse des Gymnasiums Immensee eingetreten. Im Frühling ist er zur Matura-Prüfung in Mathematik angetreten und hat sie mit Bestnoten bestanden, wie die «Nordwestschweiz» letzte Woche meldete.
Die Familie äusserte am Mittwoch gegenüber den ETH-Verantwortlichen den Wunsch, dass ihr Sohn als regulär immatrikulierter Student einzelne Vorlesungen im Mathematikstudium besuchen und darin Prüfungen ablegen kann. Die ETH beschied ihm, aufgrund der klaren Zulassungsbedingungen für ein ETH-Studium sei dies nicht möglich.
Entscheidend sei nicht das Alter des jungen Studienanwärters, sondern dass er nicht über eine eidgenössisch anerkannte Maturität verfügt oder eine Aufnahmeprüfung an der ETH bestanden hat. Eine Möglichkeit, sich einzelne Vorlesungen herauszupicken und in diesen die Prüfung abzulegen, gibt es laut Klingler nicht.
Das Studium sei als Vollstudium angelegt und die Basisprüfung am Ende des ersten Studienjahres bedinge, dass sich die Studierenden in allen Fächern «en bloc» prüfen lassen.
ETH will Kontakte vermitteln
Die ETH bietet dem neunjährigen Mathematik-Talent an, sich als Hörer an Übungen und Fachdiskussionen mit Studenten und Lehrpersonen zu beteiligen. Sie könne ihn auch in Kontakt mit Personen bringen, die ihm Anregungen geben, wie er seine Mathematik-Begabung innerhalb oder ausserhalb der ETH fördern kann.
Weiter schlägt ihm die Hochschule vor, sich für eine Studienwoche zu bewerben, welche die ETH alljährlich für interessierte Gymnasiastinnen und Gymnasiasten zu mathematischen Fragestellungen organisiert. Dabei bekomme er die Gelegenheit, unter Leitung von ETH-Dozierenden andere Jugendliche zu treffen, die seine Leidenschaft für Mathematik teilen.
Ferner wurde laut Klingler bei dem Gespräch auf die jährlich stattfindende Schweizer Mathematik-Olympiade hingewiesen, bei der sich aussergewöhnlich begabte Jugendliche mit Gleichaltrigen messen.