Der Countdown für die Sprengung eines zwölfstöckigen Hochhauses in Aarau läuft. Um 2 Uhr in der Nacht auf Freitag soll das ausgehöhlte Haus mit 75 Kilogramm Sprengstoff zum Einsturz gebracht werden. Es ist die erste Sprengung eines Hochhauses in der Schweiz.
Die 1400 gezielt angebrachten Sprengstoffladungen sollen um 2 Uhr gezündet werden, um das 1966 errichtete Hochhaus „Sprecherhof“ (Rockwell) zum Einsturz zu bringen. Die Zünder werden auf Millisekunden genau aktiviert.
Das Drehbuch sieht vor, zuerst am Skelettbau den Sprengstoff an drei Stellen zu zünden, damit dieser Bau senkrecht in sich zusammenfällt. Nach ein bis zwei Sekunden soll der Sprengstoff am massiven Treppenturm im zweiten und sechsten Obergeschoss gezündet werden.
Die Fachleute wollen so erreichen, dass der 45 Meter hohe Turm einknickt und kippt. Auch in den zwei Kellergeschossen des Turms wird Sprengstoff gezündet.
„Es wird ordentlich Staub geben“, sagt Walter Weber, Chef der GU Sprengtechnik AG in Erlinsbach AG. Weber rechnet damit, dass 5000 Tonnen Masse einstürzen. Es werde ein Schuttkegel mit einer Fläche von 15 mal 30 Metern entstehen, der bis zu 15 Meter hoch sein dürfte.
Viele Schaulustige erwartet
Das Gebiet um das Hochhaus wird um Mitternacht grossräumig abgesperrt. Die Häuser in der engeren Gefahrenzone werden evakuiert – es wohnen dort nur wenige Menschen. In der äusseren Zone sollen die Personen in den Häusern bleiben und die Fenster schliessen.
Scheinwerfer werden das Hochhaus anleuchten. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass der grosse Knall viele Zuschauer anlocken wird. Es wurden eigens drei Zuschauerzonen eingerichtet.
Mehr als 100 Personen werden im Einsatz stehen und für die Sicherheit sorgen. Neben Polizei und Feuerwehr arbeiten auch 50 Armeeangehörige des Lehrverbandes Genie/Rettung mit. Sie werden mit Wasserwerfern den Staub eindämmen.
Generalstabsmässige Planung
Die Sprengung des Hochhauses, das in einem ehemaligen Industriegebiet unweit des Bahnhofes Aarau liegt, wurde seit Wochen generalstabsmässig vorbereitet.
Dazu gehörte auch eine starke Schwächung der Statik des Gebäudes. PCB und der in den 1960er-Jahren verbaute Asbest wurden fachgerecht entfernt.
Der Rückbau und die Sprengung kosten rund 1,5 Millionen Franken. Die Eigentümerin des Hochhauses, die Immobiliengesellschaft Mobimo Holding AG, lässt sprengen, weil dies die „effektivste Lösung“ sei. So könnten sechs Wochen Zeit gespart werden.
Mobimo will am Standort bis 2016 ein neues Wohn- und Arbeitsquartier errichten. Die GastroSocial Pensionskasse, die Vorsorgeeinrichtung der Wirte, wird an der Stelle des „Sprecherhofes“ ein neues Hochhaus errichten.