Der Kanton Aargau wird in der Gemeinde Aarburg auf Anfang Mai eine Unterkunft für bis zu 90 Asylbewerber eröffnen. In der kantonalen Unterkunft sollen vor allem Familien wohnen. Der Gemeinderat wehrt sich mit Händen und Füssen gegen diese Pläne.
Aarburg habe im Asylwesen sein Soll schon mehr als erfüllt, und das Städtchen verkrafte keine weiteren Asylunterkünfte mehr, teilte der Gemeinderat am Dienstag mit. Er machte die Pläne des Kantons publik.
Der kantonale Sozialdienst habe ohne vorherige Absprache mit den Gemeindebehörden zwei aneinander liegende Wohngebäude an der Lindengutstrasse in Aarburg als künftige Asylunterkunft gemietet, heisst es weiter. Der Gemeinderat sei erst am vergangenen Donnerstag persönlich darüber informiert worden.
Die Unterkunft in den beiden Liegenschaften werde unbefristet betrieben, sagte Balz Bruder, Mediensprecher des zuständigen kantonalen Departementes Gesundheit und Soziales (DGS) auf Anfrage. Es handle sich um ein «sehr geeignetes Objekt». Der Kanton könne sich die Objekte nicht aussuchen.
Kanton benötigt keine Bewilligung der Gemeinde
Das DGS erwarte beim Betrieb der kantonalen Unterkunft «keine ausserordentlichen Schwierigkeiten», sagte Bruder. Es werde ein Betreuungskonzept geben. Da die Gebäude in der Wohnzone liegen würden, sei keine kommunale Bewilligung notwendig.
Der Kantonale Sozialdienst plant, in Aarburg nach der Eröffnung der neuen Unterkunft zwei kleinere kantonale Unterkünfte mit rund 30 Plätzen zu schliessen. Gemäss Bruder konnten sich der Kanton und die Gemeine nicht auf eine gemeinsame Medienmitteilung einigen.
Gemeinderat spricht von «absolutem Unverständnis»
Der Gemeinderat Aarburg beschloss einstimmig, sich gegen die kantonalen Pläne zu wehren. Mit der Inbetriebnahme der neuen Asylunterkunft würde sich die Zahl der Asylbewerbenden in Aarburg auf bis zu 124 Personen erhöhen. Die Gemeinde im Bezirk Zofingen zählt rund 7300 Einwohner.
Die Absicht des Kantons stösst beim Gemeinderat laut eigenen Angaben auf «absolutes Unverständnis». Die Infrastruktur zur Aufnahme von weiteren Asylbewerbenden sei nicht vorhanden. Aarburg verfüge bereits mit 42 Prozent über eine der höchsten Ausländerquoten.
Darunter fallen laut Gemeinde zahlreiche ehemalige Asylbewerbende, denen mittlerweile die Aufenthaltserlaubnis oder die Niederlassung gewährt wurde. Aarburg habe damit verbunden auch die höchste Sozialquote im Kanton. Diese übersteige sogar die Ausbildungskosten. Weitere Probleme seien Ghettobildung und das Entstehen von Parallelgesellschaften nicht integrierter Ausländergruppen.