Der Kanton Aargau will Asylsuchende auch in unterirdische Zivilschutzanlagen einquartieren. Das hat die zuständige Regierungsrätin Susanne Hochuli (Grüne) den Gemeinden in einem Brief angekündigt. Die kantonalen Unterkünfte sind bereits überbelegt.
Um die Unterbringung von Asylsuchenden sicherstellen zu können, reiche die Anmietung von zusätzlichen Unterkünften nicht mehr aus, heisst es im Brief der Vorsteherin des Departementes Gesundheit und Soziales (DGS) an die Gemeinden.
Aus diesem Grund sehe sich der Kanton gezwungen, auch die unterirdische Unterbringung in Zivilschutzanlagen ins Auge zu fassen, obwohl diese «weder unterbringungs- noch betreuungsmässig erwünscht» seien. «Der Kantonale Sozialdienst (KSD) wird in den nächsten Tagen auf jene Gemeinden zugehen, in denen sich entsprechende Anlagen befinden, die kurzfristig genutzt werden könnten.»
Sie zähle auf das Entgegenkommen und die Kooperation der Gemeinden bei der Erfüllung der Verbundaufgabe, schreibt Regierungsrätin Hochuli. Sie sichere im Gegenzug zu, dass der KSD für eine sorgfältige Vorbereitung und Begleitung der erforderlichen Massnahmen besorgt sein werde.
Das Regionaljournal Aargau/Solothurn von Radio SRF berichtete am Donnerstag über den Brief, der auch der Nachrichtenagentur sda vorliegt.
Situation bei Unterbringung «äusserst angespannt»
Anfang September betrug die Belegungsquote gemäss DGS in den kantonalen Unterkünften 108 Prozent. Das bedeute, dass die Situation bei der Unterbringung schon vor den tendenziell intensiveren Wintermonaten bereits «äusserst angespannt» sei.
Die Zuweisung von Asylsuchenden durch den Bund an den Kanton habe sich im Vergleich zu den Monaten Mai/Juni in den Monaten Juli/August verdoppelt – von rund 90 auf über 180 Asylsuchende. Der Bund habe dem Kanton in diesem Jahr bis Ende August knapp 1000 Asylsuchende zugewiesen.
Gleichzeitig verlängere sich die Aufenthaltsdauer der neu zugewiesenen Asylsuchenden in den Unterkünften. Personen aus Eritrea und Syrien hätten gute Aussichten, in der Schweiz bleiben zu können. Hinzu komme, dass derzeit ausserordentlich viele und häufig auch grosse Familien unterzubringen seien.
«Ich bin mir sehr bewusst, dass viele Aargauer Gemeinden wesentlich mehr von den Lasten tragen, welche die Unterbringung und Betreuung von Asylsuchenden mit sich bringen, als sie aufgrund der gesetzlichen Vorgaben übernehmen müssten», schreibt Regierungsrätin Hochuli weiter.
Sie appellierte an jene Gemeinden, welche ihre Aufnahmepflicht nicht oder nur teilweise erfüllen. «Gerade in Zeiten, da die Unterbringung und Betreuung von Asylsuchenden zunehmend Schwierigkeiten bietet, braucht es das pragmatische und solidarische Handeln zwischen den und innerhalb der Staatsebenen.»