Die Reform der Aargauer Volksschule ist auf die Zielgerade eingeschwenkt. Das Parlament stimmte am Dienstag dem Paket „Stärkung der Volksschule“ klar zu. Der Aargau gleicht die Struktur der Schule den anderen Kantonen an. Das letzte Wort hat das Volk.
Die Primarschule soll um ein auf sechs Jahre verlängert und die Oberstufe auf drei Jahre verkürzt werden. Der zwei Jahre dauernde Kindergarten soll obligatorisch werden. Damit folgte das Parlament dem regierungsrätlichen Reformpaket „Stärkung der Volksschule“.
Auch die Mehrheit der SVP stimmte nach der zweiten Beratung zu. Bei der ersten Beratung im März hatte die SVP die Vorlage ihres Bildungsdirektors Alex Hürzeler noch abgelehnt. Man finde im Parlament keine Mehrheit, die bisherige aargauische Schulstruktur zu erhalten, stellte die SVP fest.
Der Grosse Rat hiess die notwendige Änderung der Kantonsverfassung mit 116 zu 16 Stimmen und die Änderung des Schulgesetzes mit 113 zu 16 Stimmen gut. Das Volk wird sowohl über die Verfassungs- wie auch über die Gesetzesänderung in einer Abstimmung entscheiden. Die Abstimmung findet am 11. März statt.
SVP gibt sich geschlagen
Die SVP zog nach der Beratung der Schulreform ihre Volksinitiative „Für die Stärkung der Schule Aargau“ zurück. Die wählerstärkste Aargauer Partei hatte das Begehren im November 2008 eingereicht.
Sie wollte die weitreichende Schulreform „Bildungskleeblatt“ stoppen und an der bisherigen Schulstruktur faktisch festhalten. Das Volk verwarf das „Bildungskleeblatt“ im Mai 2009 deutlich. In der Folge wählte das Volk Bildungsdirektor Rainer Huber (CVP) ab.
Der neue Bildungsdirektor Hürzeler (SVP) legte ein abgespecktes Reformpaket mit dem Titel „Stärkung der Volksschule Aargau“ vor. Die Struktur der Volksschule wird nun den anderen Kantonen angeglichen.
Trotz der nun vom Grossen Rat aufgegleisten Schulreform ist im Aargau der Betritt zur interkantonalen Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule (HarmoS-Konkordat) kein Thema.
Umsetzung auf Schuljahr 2014/15
Die Verlängerung der Primarschule und Verkürzung der Oberstufe soll mit Beginn des Schuljahres 2014/15 umgesetzt werden. Der zwei Jahre dauernde Kindergarten soll auch im Aargau obligatorisch werden.
Neu muss eine Bezirksschule eine Mindestgrösse (sechs Abteilungen) aufweisen. Sechs Standorte von Bezirksschulen gelten als gefährdet.
„Problemschulen“ sollen zusätzliche Unterstützung erhalten. Vorgesehen ist, dass Klassenlehrer auf eine Assistenz zurückgreifen können. Kriterien für die Hilfe sollen unter anderem der Ausländeranteil und die Sozialhilfequote in der Schulgemeinde sein.
Für Schülerinnen und Schüler mit massiven disziplinarischen Problemen sollen an vier Orten im Kanton regionale Spezialklassen eingerichtet werden. In diesen Klassen sollen Jugendliche während eines halben Jahres eine „letzte Chance erhalten, um wieder Fuss zu fassen“.