Aargauer Parlament bremst beim Sparen in der Volksschule

Der Aargauer Grosse Rat will bei der Bildung weniger sparen als der Regierungsrat. Das Parlament hat am Dienstag bei der Beratung des Budgets 2016 Sparvorschläge mit einer Gesamtsumme von knapp 8 Millionen Franken gestrichen. Die Debatte über den Voranschlag geht nächste Woche weiter.

Der Aargauer Grosse Rat will bei der Bildung weniger sparen als der Regierungsrat. Das Parlament hat am Dienstag bei der Beratung des Budgets 2016 Sparvorschläge mit einer Gesamtsumme von knapp 8 Millionen Franken gestrichen. Die Debatte über den Voranschlag geht nächste Woche weiter.

Der Grosse Rat lehnte die Reduktion der ungebundenen Lektionen an der Primarschule ab. Der Entscheid fiel mit 92 zu 40 Stimmen. Die vom Regierungsrat vorgeschlagene Reduktion war auch ausserhalb des Parlamentes umstritten.

Die Kürzung der ungebundenen Lektionen in der Primarschule hätte dazu geführt, dass die Lehrpersonen nicht mehr gleich oft halbe Klassen hätten unterrichten können, um auf die besonderen Anforderungen der Schüler eingehen zu können.

Der Kanton wollte pro Jahr rund fünf Millionen Franken sparen. Die Gemeinden hätten rund drei Millionen Franken weniger ausgeben müssen. 65 Vollzeitstellen wären weggefallen.

Gegen die Kürzung sprachen sich FDP, CVP, SP, Grüne und GLP aus. Der Vorschlag führe zu einem Qualitätsabbau an der Volksschule, hiess. Die Leistung der Schule würde verschlechtert. Die SVP machte sich für eine Halbierung der Kürzung stark.

Beim Kindergarten hiess das Parlament die vom Regierungsrat beantragte Kürzung bei den ungebundenen Lektionen jedoch mit 75 zu 55 Stimmen gut. Der Kanton kann 4,7 Millionen Franken pro Jahr sparen, die Gemeinden 2,5 Millionen Franken.

Am Frühenglisch-Unterricht wird nicht gerüttelt

Der Kanton Aargau hält am Frühenglisch-Unterricht ab der dritten Klasse der Primarschule fest. Der Grosse Rat sprach sich am Dienstag klar gegen den Antrag einer Parlamentskommission aus, den Unterricht in der dritten Klasse zu streichen.

Der Aargau wäre der einzige Kanton gewesen, in dem die erste Fremdsprache erst ab der vierten Klasse unterrichtet worden wäre. Der Regierungsrat sprach sich gegen die Verschiebung des Unterrichts aus. Das Parlament folgte mit grosser Mehrheit einem CVP-Antrag und beauftragte den Regierungsrat, den Fremdensprachenunterricht weiter zu evaluieren.

Der Kanton hätte 2016 beim vorgeschlagenen Verzicht auf das Frühenglisch 1,3 Millionen Franken und in den Folgejahren je 3,1 Millionen Franken sparen können. Die Einsparungen bei den Gemeinden hätten sich auf bis zu 1,6 Millionen Franken pro Jahr belaufen.

Vorerst keine Kürzung bei «Deutsch als Zweitsprache»

Der Kanton Aargau reduziert sein Angebot «Deutsch als Zweitsprache» im Kindergarten und an der Volksschule vorerst nicht. Das entschied der Grosse Rat auf Antrag der CVP mit 68 zu 59 Stimmen.

Der Kanton muss jedoch prüfen, ob die Eltern das Zusatzangebot für ihre fremdsprachigen Kinder mitbezahlen sollen. Im kommenden Jahr wollte der Kanton eine Million Franken sparen. In den nachfolgenden Jahren hätte sich das Sparpotential auf 3,5 Millionen Franken belaufen.

Fremdsprachige Kinder müssten unbedingt schnell und gut Deutsch lernen, hielt die SP fest. Wie der Abbau umgesetzt werden solle, sei noch unklar. Es gebe immer mehr Kinder, die schlecht Deutsch sprechen würden, wurde argumentiert.

Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) sagte, es sei immer stossend, wenn sein Departement sparen müsse und irgendjemandem etwas wegnehmen müsse. Das Kostenwachstum beim Angebot für fremdsprachige Kinder müsse gebremst werden. Rund 38 Millionen Franken pro Jahr koste das Angebot «Deutsch als Zeitsprache».

Trotz Volksentscheids: Berufswahljahr soll fallen

Der Grosse Rat beschloss mit 83 zu 37 Stimmen, das Berufswahljahr abzuschaffen. Das Angebot soll 2017 fallen. Der Kanton spart 1,8 Millionen Franken.

Das Aargauer Volk hatte im vergangenen März ein Sparpaket in der Volksabstimmung abgelehnt, das unter anderem die Streichung des Berufswahljahres vorgesehen hatte. Die Grünen warfen dem Regierungsrat daher vor, den Volkswillen zu missachten.

Das Volk könne in einer Referendumsabstimmung erneut über die Zukunft der Berufswahlschule entscheiden, hielt Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) fest. In den letzten Jahren habe sich das Interesse der Jugendlichen verringert. 68 Schüler würden das Angebot nutzen.

Der Grosse Rat entschied im weiteren mit 72 zu 61 Stimmen, die minimale Abteilungsgrösse an der Volksschule von 11 auf 13 Schüler und an der Sekundarschule von 13 auf 15 Schüler zu erhöhen. Als Konsequenz dieser Sparmassnahme müssen vor allem in kleinen Gemeinden vermehrt mehrklassige Abteilungen geführt werden. Der Kanton und die Gemeinden sparen rund fünf Millionen Franken pro Jahr.

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