Aargauer Polizei fahndet über Info-Display im ÖV nach Messerstecher

Bei der Fahndung nach einem mutmasslichen Straftäter geht die Aargauer Kantonspolizei einen neuen Weg. Erstmals hat die Polizei einen «dringenden Fahndungsaufruf» auf dem Fahrgast-Informationssystem in den öffentlichen Verkehrsmitteln im Aargau aufgeschaltet.

Bus in Baden: Fahrgäste sollen bei Fahndung helfen (Symbolbild) (Bild: sda)

Bei der Fahndung nach einem mutmasslichen Straftäter geht die Aargauer Kantonspolizei einen neuen Weg. Erstmals hat die Polizei einen «dringenden Fahndungsaufruf» auf dem Fahrgast-Informationssystem in den öffentlichen Verkehrsmitteln im Aargau aufgeschaltet.

Die Polizei sucht derzeit einen 23-jährigen Kosovaren, der am Montagabend in Wohlen AG seine 24-jährige Ehefrau mit einem Messer schwer verletzt haben soll. Der «Steckbrief» wegen versuchter vorsätzlicher Tötung zeigt ein Foto des Mannes und seinen Namen.

«Das ist für uns eine gute Möglichkeit, mehr Leute zu erreichen als nur mit einer Medienmitteilung oder einer Durchsage am Radio», sagte Roland Pfister, Mediensprecher der Aargauer Kantonspolizei, am Donnerstag auf Anfrage. Er bestätigte einen Bericht des «Regionaljournals Aargau/Solothurn» von Radio SRF.

Verhältnismässigkeit muss gewahrt sein

Damit die Kantonspolizei eine öffentliche Fahndung mit Namen und Bild eines mutmasslichen Täters starten kann, benötigt sie die Einwilligung des Staatsanwaltes. Die Verhältnismässigkeit müsse gewahrt werden, hielt Pfister fest. So spielten die schwere des Deliktes und die Ermittlungsansätze eine Rolle.

Der erstmalige Fahndungsaufruf über das Fahrgast-Informationssystem in vielen Aargauer Bussen und Regionalbahnen läuft seit Dienstag. Er soll rund eine Woche dauern.

Die Polizei erhielt bislang noch keine verwertbaren Hinweise. Sie geht davon aus, dass sich der 23-Jährige in sein Heimatland abgesetzt hat. Er hatte sich erst seit wenigen Wochen in der Schweiz aufgehalten. Das Paar hatte im vergangenen Jahr geheiratet.

Berner Firma betreibt die Info-Bildschirme

Der Fahndungsaufruf flimmert über die Info-Bildschirme mit dem Namen «passenger tv». Betreiberin ist die Berner Firma Livesystems AG. Sie ist nach eigenen Angaben in 23 Kantonen präsent. Über die Doppelbildschirme flimmern üblicherweise Kurznachrichten, Wetterprognosen, Werbung und Informationen zum Fahrplan.

Polizei hat direkten Zugriff

Die Aargauer Kantonspolizei hat mit Livesystems seit dem letzten Jahr eine Vereinbarung, um die Displays für die Öffentlichkeitsfahndung oder bei der Suche nach vermissten Personen nutzen zu können. Bislang wurden bereits zwei Mal Vermisste über die Displays gesucht.

«Wir haben einen Onlinezugang zum System, und das ist perfekt», sagte Pfister: «So muss die heutige Fahndung aussehen.» Der Aargau übernehme hier eine Pionierrolle.

Im Aargau verfügen mehrere regionale Verkehrsbetriebe über dieses «passenger tv», unter anderem die Busse in der Region Baden-Wettingen, Aarau und Zofingen sowie die Bremgarten-Dietikon-Bahn (BDWM). Die Züge der SBB sind nicht dabei.

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