Nach der NZZ wird eine zweite grosse Schweizer Zeitung im Internet bald nicht mehr gratis zu lesen sein. Die digitalen Inhalte der «Aargauer Zeitung» sollen im Laufe des kommenden Jahres kostenpflichtig werden.
Dies gab az-Chefredaktor Christian Dorer am Samstag im «Wochenkommentar» der Zeitung bekannt. «Klar, wir wollen im Netz Geld verdienen.» Deshalb sei für 2013 eine Bezahlschranke geplant.
Die Musikindustrie verdiene heute bereits gutes Geld im Netz, schreibt Dorer. «Das muss auch den traditionellen Medienmarken gelingen. Sonst wird es ihre Inhalte eines Tages nicht mehr geben.» Der Journalismus der az sei nicht gratis zu haben.
Dorer sprach auch den fundamentalen Wandel in den Medien an. Es sei vorbei mit der Gemütlichkeit. «Die Branche befindet sich in einem Strukturwandel wie kaum eine andere.»
Digitaler Wandel
Das Bezahlen für journalistische Inhalte im Internet ist längst kein Tabu mehr. Ausländische Medienhäuser wie die «New York Times» haben es erfolgreich vorgemacht. Nun folgen die Schweizer Grossverlage. Sie investieren Millionenbeträge in den digitalen Wandel.
Die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) hatte im Oktober für zahlreiche redaktionelle Beiträge eine Bezahlschranke eingeführt. «Wir korrigieren damit den Geburtsfehler aus der Vergangenheit, journalistische Inhalte im Internet gratis zur Verfügung zu stellen», sagte CEO Albert P. Stäheli damals.
Dieser Wandel fordere die Redaktionen heraus. Der Weg sei steinig und lang. Die NZZ erhoffe sich davon einen Schub für die Medienbranche.
Bezahlschranke im Vormarsch
Die Genfer Tageszeitung «Le Temps» hatte bereits vor über einem Jahr eine Bezahlschranke im Internet eingeführt. Auch die «Freiburger Nachrichten» lancierten kürzlich einen neuen Onlineauftritt. Nach einer Einführungsphase werden die exklusiven Inhalte der Zeitung auch dort kostenpflichtig.
Beim «Blick» wird spätestens im Herbst 2013 eine Bezahlschranke im Internet eingeführt, wie Ringier-Chef Marc Walder am vergangenen Sonntag in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» ankündigte. Laut Walder werden auch nach der Einführung der Bezahlschranke 80 Prozent der Inhalte noch gratis sein. Für die übrigen, exklusiveren Inhalte werde man aber zahlen müssen.
Die Tamedia-Gruppe, zu der unter anderem der «Tages-Anzeiger» gehört, hatte im Sommer angekündigt, einzelne Artikel ebenfalls kostenpflichtig machen zu wollen, jedoch keine generelle Bezahlschranke einzuführen. Kostenpflichtig ist schon die Newsplattform der zu Tamedia gehörenden «Finanz und Wirtschaft».