Der Technologiekonzern ABB wird durch eine Milliardenübernahme zum grossen Player im US-Niederspannungsmarkt. Mit dem geplanten Kauf des Niederspannungs-Spezialisten Thomas & Betts wächst der potentielle Markt für ABB auf einen Schlag um das Doppelte auf 24 Mrd. Dollar.
ABB zahlt für Thomas & Betts 3,9 Mrd. Dollar und übernimmt damit eine Führungsrolle in Nordamerika, wo ABB im relevanten Niederspannungsmarkt bisher kaum Akzente setzen konnte.
Rund 240 Mio. Dollar setzte der Schweizer Technologiekonzern bisher in dieser Sparte in Nordamerika um. Mit Thomas & Betts wird es zehnmal mehr sein. Der US-Konzern erwartet im Geschäftsjahr 2011 nach eigenen Schätzungen voraussichtlich 2,3 Mrd. Dollar Umsatz und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 390 Mio. Dollar.
Im Vertrieb „nicht gerade grossartig“
Tarak Mehta, Leiter der Division Niederspannungsprodukte bei ABB, bezeichnete deshalb den nordamerikanischen Markt an einer Telefonkonferenz am Montag als „ziemlich klein“. Zudem sei ABB im Vertrieb „nicht gerade grossartig“.
„Wir haben grossartige Produkte, aber keine Vertriebswege“, so Mehta. Demgegenüber werden die Vertriebskanäle von Thomas & Betts als „hervorragend“ gelobt. So sollen weiter auch die starken Marken und Produktnamen von Thomas & Betts beibehalten werden.
ABB kann künftig auf ein Netz von mehr als 6000 Händlerstandorte und Grosshändlern zurückgreifen. Die elektrischen Komponenten von Thomas & Betts und die Niederspannungs-, Regel- und Messprodukte von ABB ergänzten sich zu einem umfassenden Portfolio im Niederspannungsbereich, betonen ABB und Thomas & Betts.
Erwartet wird, dass ab 2016 Synergieeffekte von jährlich 200 Mio. Dollar zu Buche schlagen werden. Ohnehin wird der Bereich Niederspannung als einer der rentabelsten bezeichnet.
Weitere Übernahmen geplant
Die Verwaltungsräte beider Unternehmen haben einer Transaktion zugestimmt. ABB zahlt Thomas & Betts 72 Dollar je Aktie in bar. Der Übernahmepreis entspricht einem Aufschlag von 24 Prozent auf den Schlusskurs der Thomas & Betts-Aktie am 27. Januar 2012 und einem Aufschlag von 35 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten 60 Handelstage, wie die Konzerne mitteilten.