Gewerkschaften und Angestelltenverbände reagieren „schockiert und zutiefst betroffen“ auf die Abbau-Ankündigung bei Novartis. Der Basler Pharmagigant hatte am Morgen angekündigt, 2000 Stellen streichen zu wollen, davon 1100 in der Schweiz.
1100 Stellen bedeuteten acht bis zehn Prozent der Belegschaft in der Schweiz, finden der Novartis-Angestelltenverband (NAV) und der Verband Angestellte Schweiz. Das sei eine „Überreaktion“.
Angesichts des Drucks auf Medikamentenpreise und des starken Frankens hatten die beiden Verbände langfristig mit Massnahmen gerechnet, „aber niemals in diesem Ausmass“. Der angekündigte „tiefe Einschnitt in die Belegschaft“ in der Schweiz sei eine „Überreaktion von Novartis auf die Symptome am Markt“.
Unia und Syna fordern keine Entlassungen
Die Gewerkschaft Unia nennt den geplanten Abbau einen „zynischen und rücksichtslosen“ Entscheid. Angesichts der prächtigen Quartalsresultate des Pharmakonzerns fordert die Unia, dass es keine Entlassungen geben dürfe.
„Ein ganzer Produktionsstandort (Nyon) und zukunftsträchtige Forschungs- und Entwicklungslinien sollen eingestampft werden, damit die Novartis-Manager und ihre Shareholder noch mehr Profit einfahren können? Die Unia sagt klar Nein!“, schreibt die Gewerkschaft in einem Communiqué.
Ins selbe Horn stiess die Gewerkschaft Syna, die die Rücknahme der beabsichtigten Kündigungen verlangte: „Syna weist das Ansinnen von Novartis vollumfänglich zurück und fordert den Pharmagiganten auf, seine volkswirtschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und nicht Stellen zu streichen, sondern in der Schweiz Arbeitsplätze zu schaffen.“
Novartis-Chef Joseph Jimenez lasse beim geplanten Stellenabbau jegliche Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden, aber auch der schweizerischen Volkswirtschaft vermissen. Jetzt sei auch die Politik gefordert.
Wirtschaftsdirektor will CEO treffen
Der Stellenabbau bei Novartis trifft neben der Produktion auch Forschung und Entwicklung. Die Streichung einer 270-köpfigen Forschungsgruppe beunruhigt den baselstädtischen Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin. Er will sich mit CEO Joseph Jimenez treffen.
Brutschin war am Vorabend über die „schlechte Nachricht“ informiert worden, wie er zur Nachrichtenagentur sda sagte. Am Standort Basel baue Novartis konkret rund 230 Stellen in der Produktion ab, 200 in der Entwicklung, 270 in der Forschung sowie 60 in der Administration. Die Produktion betreffe das Medikament Diovan, dessen Patent abläuft.