Die Schweizer Abfahrerinnen holen in Sotschi gleich zwei Olympia-Medaillen: Dominique Gisin siegt ex-aequo mit der Slowenin Tina Maze, und Bronze geht an Lara Gut mit einer Zehntel Sekunde Rückstand.
An Grossanlässen war Dominique Gisin bisher ohne Glück und Medaillen geblieben. Zu verbissen war die 28-jährige Obwaldnerin aus Engelberg an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gefahren. Nicht so in Rosa Chutor: Auf der anspruchsvollen Strecke im Kaukasus fuhr Gisin locker Ski und brachte sie mit der Nummer 8 eine Fahrt ohne Fehler ins Ziel.
Die dreifache Weltcup-Siegerin musste danach noch lange warten, um sich ihres grössten Triumphs sicher zu sein. Vor allem, als Tina Maze unterwegs war. Die Slowenin passierte bei der letzten Zwischenzeit mit 0,38 Sekunden Vorsprung auf die Zentralschweizerin, die aber im untersten Streckenteil absolut perfekt gefahren war. Im Ziel lagen die zwei Fahrerinnen gleichauf, womit es in der Abfahrt zwei Olympiasiegerinnen gab.
20 Jahre nach Vreni Schneider
«Es ist unglaublich, der verrückteste Tag in meinem Leben. Es hat wohl alles gebraucht, was ich bisher in meiner Karriere durchgemacht habe, um an diesem Tag hier zu stehen», so Gisin im TV-Interview.
Während Maze für den ersten Olympiasieg einer slowenischen Skifahrerin sorgte, beendete Gisin eine lange Durststrecke der Schweizerinnen. Seit Vreni Schneiders Slalom-Triumph in Lillehammer vor 20 Jahren hatte keine Swiss-Ski-Alpinfahrerin mehr Olympia-Gold gewonnen. Noch länger her ist der letzte Abfahrts-Olympiasieg einer Schweizerin: 1984 hatte die Tessinerin Michaela Figini in Sarajevo triumphiert.
Lara Gut fehlen nur 0,10 Sekunden
Nach Lara Guts Fahrt mit Startnummer 18 hatte an der Anzeigetafel sogar eine Schweizer Doppelführung aufgeleuchtet. Die Tessinerin war nur 0,10 Sekunden langsamer als Gisin, deren beste Klassierung an Grossanlässen ein 4. Rang in der WM-Super-Kombi 2011 in Garmisch-Partenkirchen war.
Für Gut war es bei ihrem Olympia-Debüt das vierte Edelmetall nach drei WM-Silbermedaillen. «Bis vor zwei Tagen hätte ich nicht an eine Medaille geglaubt. Dennoch bin ich auch etwas frustriert, denn bei der letzten Zwischenzeit lag ich noch vor Dominique», sagte Gut.
Die frühen Startnummern für die Schweizerinnen waren bei milden Temperaturen und dem weichen Schnee sicher kein Nachteil gewesen. Fabienne Suter legte mit Nummer 1 eine Bestzeit vor, die erst von Teamkollegin Gisin unterboten wurde. Suter fiel am Ende noch auf Rang 5 zurück, 0,27 Sekunden hinter Bronze.
«Nach den Trainings hatte ich mir mehr erhofft», gab die Schwyzerin nach einem weiteren Ehrenplatz an einem Grossanlass zu. Marianne Kaufmann-Abderhalden, die beste Schweizer Abfahrerin des Winters, schied wie schon in der Abfahrt der Super-Kombination aus.
1. Dominique Gisin (Sz), Tina Maze (Sln) 1:41,57. 3. Lara Gut (Sz) 0,10 zurück. 4. Daniela Merighetti (It) 0,27. 5. Fabienne Suter (Sz) 0,37. 6. Lotte Smiseth Sejersted (No) 0,44. 7. Edit Miklos (Un) 0,71. 8. Julia Mancuso (USA) 0,99. 9. Nicole Hosp (Ö) 1,05. 10. Ilka Stuhec (Sln) 1,08. Ferner: 13. Maria Höfl-Riesch (De) 1,17. 16. Elisabeth Görgl (Ö) 1,25. – 41 Fahrerinnen gestartet, 35 klassiert. – Ausgeschieden: u.a. Marianne Kaufmann-Abderhalden (Sz), Marie Marchand-Arvier (Fr), Anna Fenninger (Ö), Carolina Ruiz Castillo (Sp). – Nicht gestartet: Tina Weirather (Lie/verletzt).