Eine Studie zieht positive Bilanz zur Umsetzung der Abzockerinitiative. Die Studie prüft 150 börsenkotierte Unternehmen und kommt zum Schluss: Die Initiative zeigt Wirkung.
Die Abzockerinitiative zeigt Wirkung: Die Vergütungsmodelle sind verständlicher und transparenter geworden und bei einigen gewichtigen Unternehmen sind die Spitzenlöhne nun etwas tiefer. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Aktionärsdienstleisters zRating zur Corporate Governance, also zur sogenannten guten Geschäftsführung. 150 börsenkotierte Unternehmen wurden geprüft.
«Die Hauptprobe in der Umsetzung zur Initiative ist geglückt», sagte Gregor Greber, Chef von zRating vor den Medien in Zürich. Hauptprobe darum, weil sich die volle Wirkung der Initiative erst in einem Jahr zeigt. Die Aktionäre müssten ab jetzt ebenfalls die erhöhte Verantwortung wahrnehmen.
Spielraum bei Genehmigungsverfahren
Die Abzockerinitiative hat auf Anfang Jahr erste Anpassungen bei den Statuten nötig gemacht. Zwei Drittel der von zRating untersuchten Unternehmen haben ihre Statuten auch in jenen Punkten angepasst, bei denen es eine Übergangsfrist bis zum 1. Januar 2016 gibt. Dazu zählt unter anderem die die Genehmigung der jährlichen Vergütung für den Verwaltungsrat und für die Geschäftsleitung.
Die Unternehmen haben bei den Genehmigungsverfahren Spielraum. Die meisten haben sich sich für ein Budgetmodell entschieden, bei dem die Vergütungen im Voraus (prospektiv) bestimmt werden, wobei jeweils zwischen fixen und variablen Vergütungen und dem Beginn des Referenzzeitraumes unterschieden wird. Bei den variablen Vergütungen braucht es bei diesem prospektiven Modell gemäss zRating zumindest eine nachträgliche Konsultativabstimmung.
Mehrere Verbesserungen
Insgesamt orten die Autoren bei den Vergütungen mehrere Verbesserungen, etwa die erhöhte Berechenbarkeit für den Aktionär sowie die Transparenz. Die Statuten von rund einem Drittel der Unternehmen sehen auch Obergrenzen (relativ oder absolut) vor.
Hingegen gewähren mehr als 10 Prozent der Gesellschaften ihren Managern immer noch exotische Vergütungskomponenten wie etwa die Bezahlung von Ausbildung der Kinder und Steuerberatung (ABB), Mitgliedergebühren, Wohngeld, Umzug und Bildung (Adecco) oder auch einfach Schulgeld (Lonza). Diese Komponenten seien zu hinterfragen.
Bei den börsenkotierten Grosskonzernen zeigt sich, dass die Lohnspirale nach oben etwas gebremst wird. Insgesamt gehen 6,9 Prozent des operativen Betriebsergebnis auf Stufe EBITA als Vergütung an den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung.
Kleinere Gremien
71 Prozent (Vorjahr 64 Prozent) der Unternehmen haben einen unabhängigen Verwaltungsrat. Neun Unternehmen, die im Swiss Market Index (SMI) gelistet sind, haben die Gremiumsgrösse reduziert, nur noch bei vier Unternehmen besteht der Verwaltungsrat aus mehr als zwölf Mitgliedern.
39 Prozent der untersuchten Unternehmen schränken die Aktionärsrechte immer noch ein, kritisieren die Autoren. Ein Dorn im Auge sind ihnen beispielsweise Stimmrechtsaktien. Sie plädieren für den Gleichlauf von Kapital und Stimmrecht.
Zudem kritisieren die Autoren die Zeitspanne zwischen der Generalversammlung, der Publikation des Geschäftsberichts und der Frist zur Einreichung der von Traktanden. Die Traktandierungsfrist ist bei 106 Gesellschaften noch vor der Publikation des Geschäftsberichts abgelaufen.
Geberit immer noch top
Der Dienstleister zRating, der kürzlich aus einem Teil der früheren zCapital entstanden ist, hat wegen der Abzockerinitiative den Kriterienkatalog der Studie, die zum sechsten Mal erscheint, überarbeitet. An der Spitze der Rangliste ändert sich indes nichts: Die beste Corporate Governance hat in den Augen der Autoren immer noch der Sanitärkonzern Geberit.
Auf den weiteren Plätzen folgen der Chemiekonzern Lonza sowie der Lebensmittelproduzent Orior. Aufsteiger des Jahres ist der Werbevermarkter Publigroupe, Absteiger Arbonia Forster AFG, wo der Konzernchef abgesetzt wurde.