Ach wie gut, dass niemand «Vice», dass ich Rumpelstilzchen heiss (Jihad! Wessels!)

«Vice» war auf Einladung von Eric Weber zu Besuch im Grossen Rat. Die Frage ist, wer hier wen vorgeführt hat. «Vice», das Fachmagazin für Borderline – oft auch grenzdebilen – Journalismus hat sich wieder einmal nach Basel gewagt. Und zwar auf Einladung von Eric Weber, wohl der einzige Parlamentarier, der borderline genug ist, um den […]

«Vice» war auf Einladung von Eric Weber zu Besuch im Grossen Rat. Die Frage ist, wer hier wen vorgeführt hat.

«Vice», das Fachmagazin für Borderline – oft auch grenzdebilen – Journalismus hat sich wieder einmal nach Basel gewagt. Und zwar auf Einladung von Eric Weber, wohl der einzige Parlamentarier, der borderline genug ist, um den Ansprüchen von «Vice» zu genügen.

Zur Einstimmung die eröffnenden Worte des Reporters:

Vice: «Das ist Eric Weber, jüngster Grossrat der Schweiz. Irgendwo zwischen John Travolta und Charlie Sheen. […] Eric Weber hat uns eingeladen, wir wollen seine brachiale Art jetzt mal selbst erleben.»

(Bild: Screenshot vice.com)

Herausgekommen ist ein Filmchen, in dem es der Reporter tatsächlich schafft, seine erste und einzige Frage 20 Sekunden vor Ende des rund siebenminütigen Streifens unterzubringen und noch nicht einmal eine Antwort darauf zu erhalten. Der Rest sind genretypisch wirres und unhinterfragtes Gerede des Protagonisten, fremdenfeindliche Parolen und das mediale Plattwalzen einer Privatfehde zwischen Weber und Sibel Arslan.

Um dem Beitrag etwas Brisanz zu verleihen, wurden Teile davon mit versteckter Kamera von der Zuschauertribüne gefilmt. Dass man mit der Erlaubnis des Ratspräsidenten die Sitzungen auch ganz einfach offen filmen kann, war den Vögeln von «Vice» wohl nicht subversiv genug. (Randnotiz: Die Sitzungen werden auch per Livestream übertragen.)

Der Tipp zum Einsatz der versteckten Kamera kam übrigens vom Protagonisten, der sich somit auch gleich als Produzent für «Vice» empfiehlt. Journalistische Praxis hat er ja angeblich, auch wenn die von ihm als frühere Arbeitgeber angegebenen, namhaften deutschen Zeitungen («Bild» und «Spiegel») dies vehement bestreiten.

Im O-Ton klingen diese Regieanweisungen so:

Eric Weber: «Es ist einfach so Benjamin. Ich halte nachher meine Rede. Ich komme punkt 3 dran, du gehst auf die Tribüne. Ich weiss jetzt nicht, obs erlaubt ist oder nicht, aber ich bin Grossrat und Präsident der Volksaktion. Ich gebe dir die Erlaubnis zu filmen. Du setzt dich einfach irgendwo so, dass du nicht so auffällig bist, tust die Kamera ein bisschen verstecken hinter der Tasche. Es kann dir nichts passieren, sie können dich höchstens abmahnen. […] Wenn sie mich rausgeworfen haben, dann treffen wir uns unten im Hof.»

Und weil es natürlich schade wäre, wenn Weber wegen seines Rauswurfes seine Tirade nicht beenden könnte, hält ihm der «Vice»-Reporter im Innenhof des Rathauses brav sein Mikrofon hin.

Aber was soll man auch von einem Magazin erwarten, das Geräusche von Maschinengewehrsalven und Mörserexplosionen mit einem satten Beat mixt, um daraus den Jingle für den eigenen Newskanal zu schustern?

Wir sind geneigt zu fragen, wer hier wen vorgeführt hat. Die Schrot & Korn-Redaktion verneigt sich auf jeden Fall tief und in corpore vor dieser publizistischen Meisterleistung!

PS: Immerhin kann dem Macher des Filmchens eine gewisse Selbsterkenntnis attestiert werden, das hat er seinem Protagonisten voraus.

 

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Disclaimer: Dieser Beitrag wurde den hiesigen Marktführern für Qualitätsjournalismus, den Herren D.W. und A.A., vorgelegt und mit Vorbehalt für knapp genügend befunden. Dazu gab es ein joviales Schulterklopfen und den Tipp: «Bringt doch im Titel noch die Begriffe ‹Jihad› und ‹Wessels› unter, dann knallts besser.»

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