Ägyptens Führung nach blutigen Fussball-Krawallen unter Druck

Nach den Krawallen zwischen Fussballfans in Ägypten mit 71 Toten und über 1000 Verletzten ist die Führung des Landes unter grossem Druck. Über zehntausend Menschen protestieren am Donnerstagabend in Kairo gegen den Militärrat. Die Polizei setzte Tränengas ein. Fast 400 Menschen wurden verletzt.

Demonstrierende in Kairo flüchten vor Tränengas-Schwaden (Bild: sda)

Nach den Krawallen zwischen Fussballfans in Ägypten mit 71 Toten und über 1000 Verletzten ist die Führung des Landes unter grossem Druck. Über zehntausend Menschen protestieren am Donnerstagabend in Kairo gegen den Militärrat. Die Polizei setzte Tränengas ein. Fast 400 Menschen wurden verletzt.

Die Anhänger des Kairoer Fussballclubs Al-Ahly machten den Chef des Militärrats, Hussein Tantawi, für die blutigen Krawalle am Vorabend in Port Said verantwortlich. „Dies war kein Sportunglück, dies war ein Militärmassaker!“, riefen die Demonstranten in Kairo, als sie vom Sitz des Fussballclubs zum zentralen Tahrir-Platz marschierten.

Als die Demonstranten weiter zum Innenministerium vordringen wollten, setzte die Polizei Tränengas ein. Einige Demonstranten zogen Barrikaden aus Stacheldraht von der Strasse und schleuderten Steine gegen die Sicherheitskräfte.

Die staatliche Nachrichtenagentur meldete unter Berufung auf einen Vertreter des Gesundheitsministeriums, dass 388 Demonstranten verletzt worden seien.

Erstochen und erdrückt

Am Mittwochabend waren in Port Said beim Spiel zwischen den Mannschaften Al-Masry aus Port Said und Al-Ahly aus Kairo unmittelbar nach dem Abpfiff angebliche Fans von Al-Masry auf das Spielfeld gestürmt. Sie hatten Spieler und Anhänger der gegnerischen Mannschaft mit Flaschen und Steinen beworfen.

TV-Bilder zeigten Fans in Panik und Sicherheitskräfte, die dem Sturm aufs Spielfeld nichts entgegensetzten. Im Internet waren Fotos von blutüberströmten Spielern zu sehen. Nach Angaben von Innenminister Mohammed Ibrahim wurden die meisten der Opfer erdrückt. Rettungskräfte sagten, einige der Getöteten hätten Stichwunden gehabt, andere schwere Kopfverletzungen.

Es müsse umgehend geklärt werden, wie es zu diesem tragischen Vorfall habe kommen können, erklärte die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton. Der Weltfussballverband FIFA verlangte von den ägyptischen Behörden einen vollständigen Bericht zu den Krawallen. FIFA-Präsident Sepp Blatter sprach von einem „schwarzen Tag für den Fussball“.

Dreitägige Staatstrauer

Der Vorsitzende des Militärrats, Hussein Tantawi, versicherte, die Sicherheitslage in Ägypten sei „gut“. Der Militärrat rief eine dreitägige Staatstrauer aus.

Tantawi erklärte in einem Telefongespräch mit einem Fernsehsender, er bedauere, was sich in dem Stadion zugetragen habe. Er sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.

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