Unter den wachsamen Augen der herrschenden Militärs hat in Ägypten die erste demokratische Präsidentenwahl in der Geschichte des Landes begonnen. Vor den Wahllokalen bildeten sich am Mittwoch lange Warteschlangen.
Die Abstimmung verlief auch wegen der grossen Präsenz von Soldaten und Polizisten weitgehend friedlich. Viele Wähler erklärten jedoch, sie hätten Angst vor einer neuen Welle der Gewalt, weil einige der Kandidaten ihre Niederlage womöglich nicht akzeptieren würden.
Mehr als 50 Millionen Ägypter sind aufgerufen, bis zum Donnerstagabend aus zwölf Kandidaten einen Nachfolger für den im Februar 2011 gestürzten Langzeitmachthaber Husni Mubarak zu bestimmen. Das Ergebnis wird an diesem Samstag erwartet.
Nach letzten Umfragen wird kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen, so dass Mitte Juni eine Stichwahl fällig wird. Bei der Richtungswahl geht es darum, ob das bevölkerungsreichste arabische Land demnächst von einem säkularen Polit-Profi aus dem ehemaligen Mubarak-Regime oder von einem Islamisten regiert wird.
Dieser Entscheid wird sich nicht nur auf die politische und wirtschaftliche Zukunft des Landes auswirken, sondern möglicherweise auch auf das Verhältnis zu Israel.
Seit dem Sturz des Mubarak-Regimes herrscht in Ägypten ein Militärrat. Die Generäle haben versprochen, sich Ende Juni aus der Politik zurückzuziehen, wenn der Präsident vereidigt und eine neue Verfassung beschlossen ist.
Protest gegen Militärrat
Auf den Stimmzetteln standen zwar 13 Namen, aber ein Bewerber hatte seine Kandidatur zurückgezogen. Zu einem Boykott der Wahl riefen lediglich einige der sogenannten Revolutionsgarden auf, die mit ihren Protestaktionen im Februar 2011 den Sturz von Mubarak erreicht hatten. Sie protestierten gegen den aus ihrer Sicht undemokratisch handelnden Militärrat.
Zu den säkularen Kandidaten, die nach den letzten Umfragen die besten Chancen haben, zählen der ehemalige ägyptische Aussenminister und Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, sowie der ehemalige Luftfahrtminister, Ahmed Schafik.
Aus dem Lager der Islamisten sind Abdel Moneim Abdul Futuh und der Muslimbruder Mohammed Mursi Favoriten. Als gut platzierter Aussenseiter gilt der linke Aktivist Hamdien Sabbahi. Er erklärte nach seiner Stimmabgabe vor Reportern: „Das Wichtigste ist, dass diese Wahlen sauber und fair ablaufen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann muss sich die Gesellschaft zur Wehr setzen.“