Ältere mit Depressionen sprechen stark auf Placebo an

Ältere Menschen mit Depressionen zeigen bei der Behandlung starke Placebo-Effekte. Psychologen plädieren dafür, alte Menschen zunächst mit persönlicher Betreuung und erst in zweiter Linie mit Medikamenten zu behandeln.

Forscher empfehlen, ältere Personen mit Depressionen zuerst mit psychosozialen Massnahmen und erst in zweiter Linie mit Antidepressiva zu behandeln (Symbolbild/Archiv) (Bild: sda)

Ältere Menschen mit Depressionen zeigen bei der Behandlung starke Placebo-Effekte. Psychologen plädieren dafür, alte Menschen zunächst mit persönlicher Betreuung und erst in zweiter Linie mit Medikamenten zu behandeln.

Die Altersdepression sei die meistverbreitete psychische Störung bei älteren Menschen, teilte die Universität Basel am Dienstag mit. Sie beeinträchtige nicht nur die Lebensqualität und die Funktionsfähigkeit im Alltag, sondern verschlechtere auch den Verlauf von körperlichen Erkrankungen.

Bei Erwachsenen beheben gemäss bisheriger Studien Antidepressiva die Symptome besser als ein Scheinmedikament, Placebo genannt. Der Effekt sei jedoch moderat und werde von der Schwere der ursprünglichen depressiven Symptomatik bestimmt, betonen die Forschenden: Stark depressive Erwachsene sprechen stärker auf Medikamente im Vergleich zum Placebo an.

Nicht von Schweregrad abhängig

Cosima Locher von der Uni Basel und ihre Kollegen aus Basel und an der Harvard Medical School haben nun 19 existierende Studien analysiert, die insgesamt über 5700 Menschen ab 55 Jahren untersucht hatten. Dabei fanden sie grosse und klinische bedeutsame Placeboeffekte bei den älteren Menschen.

Diese waren bei der Altersdepression nicht vom ursprünglichen Schweregrad der Depression abhängig. Die Autoren gehen davon aus, dass vor allem die psychosoziale Unterstützung der Älteren den hohen Anteil des Placeboeffekts erklärt und damit auch die Reaktion auf die Behandlung.

«Diese Erkenntnis ist besonders wichtig für die Behandlung älterer Personen mit depressiven Störungen», sagte Mitautor Jens Gaab von der Uni Basel. Bedeutsam seien hier nämlich die persönliche Zuwendung und ob die Patienten subjektiv an die Behandlung glauben – und zwar unabhängig vom Schwergrad der Depression.

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