Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat die anhaltende „brutale Gewalt“ zwischen verfeindeten Volksgruppen im Südsudan beklagt. Auch Wochen nach dem Angriff auf die Stadt Pibor und umliegende Dörfer kämen Verletzte in die Spitäler, teilte die Organisation am Dienstag mit.
Einige Verletzungen wie Schusswunden und Infektionen seien bereits mehrere Wochen alt, da sich die Betroffenen aus Angst lange versteckt hielten. Die Organisation beobachte weiter eine „Spirale der Gewalt im gesamten Norden des Bundesstaats Jonglei“. Bewohner würden dort „gezielt angegriffen“.
Tausende bewaffnete junge Männer vom Stamm der Lou Nuer waren Anfang Januar durch die Region Pibor gezogen, die von Angehörigen der Murle bewohnt wird. Die Angreifer brannten Hütten nieder und plünderten ein Spital von Ärzte ohne Grenzen. Grund für den Angriff waren angebliche Viehdiebstähle der Murle.
Die UNO befürchtet hunderte Tote in den vergangenen Wochen. Schätzungen zufolge sind insgesamt mindestens 120’000 Menschen von der Gewalt betroffen. MSF hatte Pibor zunächst verlassen, die Arbeit später dann aber wieder aufgenommen.
Angriff auf Flüchtlingslager
Wie das UNO-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) am Dienstag mitteilte, wurde am Vortag im Südsudan ein Flüchtlingslager mit rund 5000 Insassen aus der Luft angegriffen. Ein Junge sei verletzt worden, mindestens 14 weitere Flüchtlinge würden vermisst, erklärte die Organisation.
Der Südsudan hatte sich im Juli für unabhängig erklärt; die Führung in der Hauptstadt Juba beschuldigte den Norden, für mehrere Bombenangriffe in der Grenzregion verantwortlich zu sein. Die Streitkräfte des Nordens wiesen die Anschuldigungen zurück.
Seit der Unabhängigkeit liegen drei Viertel der Ölvorräte des früheren Sudan auf dem Gebiet Südsudans. Um deren Vermarktung gibt es massive Auseinandersetzungen zwischen den beiden Staaten.