Die Gewalt im Südsudan hat gemäss der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) ein «entsetzliches» und seit Jahrzehnten unerreichtes Ausmass der Gewalt erreicht. In dem Konflikt würden immer wieder Einrichtungen zur Versorgung von Verletzten und Kranken angegriffen.
«Seit der Konflikt im vergangenen Dezember ausgebrochen ist, wurden mindestens 58 Menschen in Spitälern getötet. Mindestens sechs Kliniken wurden geplündert oder dem Erdboden gleichgemacht», heisst es in einem Bericht der Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» (MSF), der am Dienstag in der Hauptstadt Juba vorgestellt wurde.
Vermutlich liege die Zahl kaltblütig ermordeter Patienten aber noch viel höher. Viele Kranke seien in ihren Betten erschossen worden. Die Angreifer hätten auch lebenswichtige medizinische Ausrüstung zerstört.
Von medizinischer Hilfe abgeschnitten
«Diese Attacken haben weitreichende Folgen für Hunderttausende Menschen, die von jeder medizinischen Hilfe abgeschnitten worden sind», erklärte der MSF-Chef in Südsudan, Raphael Gorgeu. Besonders massiv betroffen seien Spitäler in den Städten Bor, Malakal, Bentiu, Nasir und Leer, wo zeitweise heftige Kämpfe tobten.
In Leer seien Gebäude angezündet worden, in denen zahlreiche Menschen mit HIV und Tuberkolose behandelt wurden. Das medizinische Material für Operationen, Bluttransfusionen oder Impfungen sei grösstenteils verbrannt.
«Leider haben wir wegen der Krise den Kontakt zu vielen unserer Patienten verloren», erklärte MSF-Mitarbeiter Muhammed Shoaib. «Einige von ihnen sind wahrscheinlich gestorben, weil sie keinen Zugang zu Behandlung hatten.»
MSF verurteilte die Gewalt auf das Schärfste und forderte alle beteiligten Parteien zum Dialog auf, um eine sichere Krankenversorgung zu gewährleisten.
Tausende Tote
Der Südsudan ist der weltweit jüngste Staat, erst im Jahr 2011 erlangte er seine Unabhängigkeit vom Sudan. Mitte Dezember eskalierte ein seit Jahren schwelender Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem Rivalen Riek Machar, blutige Kämpfe waren die Folge.
Die Feindschaft der beiden Politiker wird dadurch verschärft, dass Kiir der Volksgruppe der Dinka, Machar aber der Volksgruppe der Nuer angehört. In dem Konflikt wurden bereits tausende Menschen getötet, mehr als eineinhalb Millionen weitere befinden sich auf der Flucht.