Ärztinnen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen

Bei den Einkommen von frei praktizierenden Ärzten in der Schweiz gibt es grosse Unterschiede: Frauen verdienen weniger als Männer, Jüngere weniger als Ältere. Dies zeigt eine Studie im Auftrag der Ärzteverbindung FMH.

Die beiden Herren dürften mehr verdienen als ihre Kollegin in der Mitte (Archiv) (Bild: sda)

Bei den Einkommen von frei praktizierenden Ärzten in der Schweiz gibt es grosse Unterschiede: Frauen verdienen weniger als Männer, Jüngere weniger als Ältere. Dies zeigt eine Studie im Auftrag der Ärzteverbindung FMH.

Das AHV-pflichtige Medianeinkommen der Ärzte im Jahr 2009 betrug 190’500 Franken. Das sind 1,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor, wie aus der Studie des Büros für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS hervorgeht, welche am Mittwoch in der Schweizerischen Ärztezeitung publiziert wurde.

Das Medianeinkommen ist dadurch definiert, dass genau die Hälfte der erfassten Personen weniger und die Hälfte mehr verdient.

Geschlecht spielt eine Rolle

Mit 131’000 Franken lag das Medianeinkommen der Frauen deutlich unter jenem ihrer männlichen Kollegen (216’000 Franken). Die Differenz ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Untersuchung die Arbeitszeit nicht berücksichtigt. Frauen arbeiten häufiger Teilzeit und erzielen dadurch eher tiefere Einkommen.

Zudem sind die Ärztinnen seltener in den besser bezahlten Fachgebieten tätig. Doch selbst wenn diese Faktoren berücksichtigt werden, liegt das Medianeinkommen von Frauen hochsignifikant tiefer als jenes von Männern.

Deutliche Einkommensunterschiede lassen sich auch zwischen jüngeren und älteren Ärzten feststellen. Das Medianeinkommen der unter 35-Jährigen beträgt mit 104’000 Franken nur etwas mehr als die Hälfte von jenem der 46- bis 55-Jährigen (196’000 Franken) oder der über 55-Jährigen (199’000 Franken).

Die 36- bis 45-jährigen Ärzte kommen auf ein Medianeinkommen von 173’000 Franken. Jüngere Mediziner verdienen unabhängig von ihrem Arbeitspensum oder ihrer Funktion signifikant weniger als ihre älteren Berufskollegen, so das Fazit der Studie.

Regionale Unterschiede

Die Medianeinkommen der einzelnen Disziplinen erstrecken sich von 107’000 Franken in der Kinder- und Jugendpsychiatrie bis 415’000 Franken in der Neurochirurgie. In der Allgemeinmedizin, wo ein Viertel der Ärzte tätig ist, beträgt das Medianeinkommen 197’500 Franken. In der Psychiatrie und Psychotherapie, der hinsichtlich des Personals zweitbedeutendsten Fachrichtung, sind es 130’100 Franken.

Unter den Regionen liegt die Zentralschweiz mit einem Medianeinkommen von 244’000 an erster Stelle. Am wenigsten verdienen die Ärzte in Zürich (181’000 Franken) und in der Genferseeregion (183’000 Franken). Die Unterschiede lassen sich teilweise mit der unterschiedlichen Häufigkeit von Teilzeitarbeit erklären.

Die Analyse des BASS basiert auf den Daten der Ausgleichskasse Medisuisse sowie auf der FMH-Ärztestatistik. Über Medisuisse rechnen 61 Prozent der 18’588 bei der FMH gemeldeten Ärzte ab.

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