Die Aeschenbestände in den Schweizer Flüssen leiden unter dem Klimawandel. Die Erwärmung des Wassers um durchschnittlich 1,5 Grad seit den 1970er-Jahren hat das Geschlechterverhältnis verändert. Heute beträgt der Anteil der Männchen bis zu 85 Prozent.
Die Aesche sei als Flussfisch direkt dem Klimawandel ausgesetzt, heisst es in der vom Kanton Bern in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne erarbeiteten Studie. Bereits die Laichzeit habe sich in der Aare bei Thun BE parallel zum Klimawandel etwa dreieinhalb Wochen nach vorne verschoben.
Für die Studie wurde neben Laborexperimenten und statistischen Modellen auch eine Freilandstudie vorgenommen. Dabei wurden 15’000 Aeschen im ersten Sommer vergleichsweise kühl in Gefangenschaft gehalten und danach markiert ausgesetzt.
Fünf Jahre später zeigte sich, dass der Anteil der Männchen bei den markierten Fischen tief geblieben war. Anders erging es den Aeschen, die von Anfang an in freien Gewässern gelebt hatten. Bei ihnen stieg der Anteil Männchen von rund 65 auf etwa 85 Prozent.
Die Studie zeigt nun, dass die Abnahme der Population auf eine erhöhte Sterblichkeit der Weibchen zurückzuführen ist, wie Manuel Pompini von der Universität Lausanne am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.
Weibchen leiden stärker unter Klimawandel
Die Studie untersuchte auch, ob mehr Männchen produziert werden oder ob Temperatur und Wasserchemie die Geschlechter derart beeinflussen, dass es zu Geschlechtsumwandlungen kommt. Dies wurde bei anderen Fischarten bereits nachgewiesen. Bei den Aeschen konnten diese beiden Möglichkeiten jedoch ausgeschlossen werden.
Für den Schwund des Aeschenbestandes ist eine erhöhte Sterblichkeit der Weibchen verantwortlich. Diese scheinen – besonders im ersten Sommer – unter den wärmeren Bedingungen stärker zu leiden als die Männchen.
Die Ursache dafür steht noch nicht fest und soll in einem Folgeprojekt untersucht werden. Als Hauptverdächtige gelten infektiöse Krankheiten, die bei erhöhten Temperaturen virulenter sind und die Geschlechter unterschiedlich stark beeinträchtigen können. Derartige Keime sind in der Gegend um Thun bereits gefunden worden.