Afghanischer Wahlverlierer hält an Führungsanspruch fest

Obwohl sein Kontrahent nach einem vorläufigen Ergebnis gewonnen hat, hat sich der afghanische Präsidentschaftskandidat Abdullah Abdullah zum Wahlsieger erklärt. Die US-Regierung warnte vor einer illegalen Machtübernahme am Hindukusch, die zum Stopp internationaler Finanz- und Militärhilfen führen könne.

Abdullah Abdullah spricht in Kabul zu seinen Anhängern (Bild: sda)

Obwohl sein Kontrahent nach einem vorläufigen Ergebnis gewonnen hat, hat sich der afghanische Präsidentschaftskandidat Abdullah Abdullah zum Wahlsieger erklärt. Die US-Regierung warnte vor einer illegalen Machtübernahme am Hindukusch, die zum Stopp internationaler Finanz- und Militärhilfen führen könne.

Der frühere Aussenminister Abdullah erkennt das vorläufige Ergebnis der zweiten Runde der Präsidentenwahl nicht an, demzufolge sich der frühere Finanzminister und Weltbank-Ökonom Aschraf Ghani durchsetzte. Abdullah rief am Dienstag vor tausenden Anhängern in Kabul, er werde ein «betrügerisches Ergebnis» nicht akzeptieren – «nicht heute, nicht morgen, niemals».

«Tod für Karsai» skandierten die Abdullah-Anhänger. Abdullah wirft dem scheidenden Präsidenten Hamid Karsai vor, die Wahl zugunsten seines ehemaligen Finanzministers Ghani gefälscht zu haben. «Wir sind ohne jeden Zweifel der Sieger dieser Wahlrunde», sagte er am Dienstag.

Dennoch schlug Abdullah nach einem Telefonat mit US-Präsident Barack Obama und US-Aussenminister John Kerry etwas gemässigtere Töne an: «Das afghanische Volk verlangt von mir, heute eine Regierung bekanntzugeben. Wir können diesen Ruf nicht ignorieren. Ich bitte dennoch um ein paar Tage für Gespräche und Konsultationen», sagte er. Am Freitag werde Kerry in Kabul erwartet.

Im Westen gibt es Sorgen, dass Abdullah, der vor allem von den Tadschiken unterstützt wird, seine Anhänger bei einer Eskalation der Krise nicht mehr unter Kontrolle haben könnte. Ghani wird vor allem von den Paschtunenstämmen im Süden und Osten des Landes unterstützt.

Kerry warnt

Kerry warnte vor einer unrechtmässigen Regierungsübernahme. «Ich habe Berichte über Proteste in Afghanistan und Andeutungen über eine Parallelregierung mit grösster Sorge zur Kenntnis genommen», heisst es in einer von der US-Botschaft in Kabul veröffentlichten Erklärung.

Jeder Schritt, die Macht unrechtmässig zu übernehmen, werde Afghanistan die finanzielle und sicherheitspolitische Unterstützung der USA und der Staatengemeinschaft kosten.

Der Wahlkommission zufolge hat Ghani die Wahl gewonnen. Für ihn hätten 56,44 Prozent der Wähler gestimmt, auf Abdullah seien 43,56 Prozent der Stimmen entfallen. In der ersten Runde hatte Abdullah noch deutlich vorne gelegen.

Die Wahlkommission betonte, vor einer Ausrufung Ghanis zum Sieger müssten jedoch zunächst die zahlreichen Beschwerden wegen Wahlbetrugs geprüft werden. Das amtliche Endergebnis soll am 22. Juli veröffentlicht werden.

NATO-Soldaten getötet

Die radikal-islamischen Taliban setzten derweil ihre Angriffe auf ausländische Soldaten fort. In der östlichen Provinz Parwan zündete ein Selbstmordattentäter einen Sprengsatz auf einem Motorrad. Dabei wurden nach Polizeiangaben sechs NATO-Soldaten, zwei afghanische Polizisten und zehn Zivilisten mit in den Tod gerissen.

Die Internationale Truppe ISAF sprach von vier getöteten Soldaten. Bei ihnen handelt es sich um Tschechen, wie der Generalstab in Prag mitteilte. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.

Nächster Artikel