Seit Anfang Jahr wertet das Grenzwachtkorps illegale Einreisen und Schlepperkriminalität nach dem Herkunftsland aus. Die Statistik der ersten drei Monate 2015 zeigt, dass sich neben vielen Afrikanern auch zahlreiche Kosovaren rechtswidrig in der Schweiz aufhalten.
Zwischen Anfang Januar und Ende März nahm das Grenzwachtkorps 3280 Ausländer wegen des Verdachts auf illegalen Aufenthalt fest. Davon stammten 444 aus dem westafrikanischen Staat Gambia, wie aus einer Statistik hervorgeht, welche die «NZZ am Sonntag» veröffentlichte. Die Zahlen liegen der Nachrichtenagentur sda vor.
Auffallend ist, dass in der gleichen Zeitperiode 369 Kosovaren illegal über die Schweizer Grenze gelangt sind. Damit gehören Personen aus dem Balkanstaat zu denjenigen Staatsangehörigen, die am häufigsten gegen das Ausländergesetz verstossen. Sie belegen in der Statistik hinter Gambia und vor Nigeria (250) und Senegal (194) den zweiten Platz.
Keine Chance auf Asyl
«Kosovo figuriert als einziges europäisches Land in den Top Ten der illegalen Einreisen», sagte Grenzwachtkorps-Sprecher Attila Lardori auf Anfrage. Sonst seien im Ländervergleich vor allem Personen aus afrikanischen Ländern oder Nahoststaaten illegal in die Schweiz eingereist.
«Zur Zunahme der illegalen Einwanderung aus Kosovo könnten wirtschaftliche Gründe und mangelnde Perspektiven im Heimatland geführt haben», sagte Lardori.
Doch für die verhältnismässig hohe Zahl dürfte es noch einen weiteren Grund geben: Der Bund lehnt die Asylgesuche von kosovarischen Staatsangehörigen in der Regel innerhalb von 48 Stunden ab. «Die abgekürzten Verfahren haben womöglich dazu geführt, dass Kosovaren öfter illegal in die Schweiz einreisen und hier arbeiten», sagte Lardori.
Ins Netz gingen dem Grenzwachtkorps in den drei ersten Monaten des Jahres auch 91 Personen, die wegen des Verdachts auf Schleppertätigkeit festgenommen wurden. Davon stammten 27 aus dem Kosovo.