Wegen Agrarzöllen zahlen Konsumenten jährlich 2 bis 3 Milliarden Franken zu viel für Wein, Fleisch, Gemüse oder Getreide. Das ergaben Berechnungen des Preisüberwachers Stefan Meierhans. Sein Fazit: Es wäre günstiger, Bauern mit Direktzahlungen zu unterstützen.
Zölle auf landwirtschaftlichen Produkten verteuerten nicht nur eingeführte Waren, sondern indirekt auch die im Inland produzierten, schreibt der Preisüberwacher in seinem Newsletter vom Donnerstag. Die Zollerträge auf allen landwirtschaftlichen Erzeugnissen beliefen sich 2012 auf rund 612 Millionen Franken.
In den Haushaltskassen macht sich aber die Verteuerung der inländischen Produkte weitaus stärker bemerkbar. Ein Preisvergleich, den das Team des Preisüberwachers zwischen importierten und inländischen Gütern vornahm, zeigt: Wegen der Agrarzölle können Bauern jährlich 2,6 Milliarden Franken mehr für ihre Produkte verlangen.
Das rechnerische Ergebnis überschätze aber tendenziell die Effekte eher, schreibt der Preisüberwacher. Er geht deshalb «sicherheitshalber» von 2 bis 3 Milliarden an Mehrbelastung aus.
Stärkere Verteuerung bei Fleisch
Besonders stark verteuert sich Fleisch: Die Zollerträge auf Rindfleisch beliefen sich auf rund 32 Millionen Franken, die Mehrbelastung wegen teureren inländischen Produkten beträgt aber fast 400 Millionen Franken – das ist mehr als das zwölffache. Beim Kalbfleisch ist es sogar fast das vierhundertfache.
Laut dem Preisüberwacher treiben unter anderem die bereits höheren Preise für andere landwirtschaftliche Produkte die Kosten beim Fleisch und verstärken damit den Preiseffekt: Weil ein Rind bereits mit teurerem Futtermais oder -gerste gefüttert wird, kostet das Rindfleisch nochmals mehr. Laut einer Erhebung des europäischen Statistikamts Eurostat ist das Fleisch in der Schweiz zweieinhalb mal so teuer wie im Ausland.
Der Effekt gilt auch für andere tierische Erzeugnisse: Bei der Konsummilch sind die Mehrbelastungen für die Konsumenten durch höhere Preise der inländischen Milch mit 85,5 Millionen Franken über 3700 mal grösser als die Zollerträge.
Auswirkungen auf andere Branchen
Aber nicht nur auf Fleisch, Milch, Früchte oder Gemüse haben die Zölle Auswirkungen: Sie verteuern auch andere Produkte, die im Laden gekauft werden wie Kosmetika und Körperpflegeprodukte, heisst es im Newsletter. Deren Preise orientieren sich nämlich an einem Warenkorb, der auch landwirtschaftliche Produkte umfasst.
Der Agrarschutz erweise sich zudem für Branchen wie den Tourismus, das Gastgewerbe oder die Lebensmittelindustrie als Wettbewerbsnachteil im Verhältnis zu ausländischen Anbietern, hält der Preisüberwacher fest. Denn diese Branchen greifen für ihre eigene Leistungen auf landwirtschaftliche Erzeugnisse zurück.
Meierhans kommt zum Schluss, volkswirtschaftlich gesehen liesse sich die einheimische Produktion unterstützt durch Direktzahlungen günstiger finanzieren, weil in diesem Fall der Handel von der Marktabschottung nicht mitprofitiere.