Grünes Licht für Versuche mit gentechnisch veränderten Kartoffeln: Die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Agroscope kann auf dem Versuchsareal Reckenholz in Zürich-Affoltern sogenannte cisgene Kartoffeln pflanzen.
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat die Versuche bewilligt, wie der Bund am Dienstag mitteilte. Ziel der Versuche ist es, Kartoffeln zu züchten, die resistent sind gegen die Kraut- und Knollenfäule. Dabei handelt es sich um eine Pilzinfektion, die weltweit grosse Ernteausfälle verursacht.
Forschenden in den Niederlanden gelang es bereits, Resistenzgene von Wildkartoffeln in essbare Kartoffeln einzufügen. Diese Knollen zeigten in Feldversuchen bereits eine gute Resistenz gegen die Krankheit.
In einem eigenen Feldversuch wird nun getestet, ob diese veränderten Kartoffeln auch gegen die in der Schweiz vorkommenden Stämme des Krankheitserregers resistent sind. Die Verwendung solcher Kartoffeln könnte den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduzieren.
Versuche starten bereits kommende Woche
Die Versuche starten bereits in der kommenden Woche – vorausgesetzt die Witterung spielt mit, wie es bei Agroscope auf Anfrage hiess. Im ersten Jahr sollen die Kartoffeln auf einer Fläche von etwa 10 bis 20 Quadratmetern angepflanzt werden. Ab 2016 sind dann grössere Flächen geplant. Die Bewilligung des Bundes läuft bis Oktober 2019.
Was die unerwünschte Verbreitung von gentechnisch veränderten Pollen betrifft, besteht bei Kartoffeln gemäss Agroscope ein deutlich geringeres Risiko als bei anderen Arten. Kartoffeln haben im Gegensatz etwa zu Weizen praktisch keinen Pollenflug.
Wie auch schon die bereits stattfindenden Weizen-Versuche sollen auch die Kartoffel-Pflanzungen auf dem offenen Feld der Versuchsanstalt Reckenholz stattfinden. Der Acker ist allerdings eingezäunt und wird bewacht, um Zerstörungsaktionen vorzubeugen.
Kritik von Greenpeace
Greenpeace kritisierte die geplanten Kartoffel-Versuche bereits im vergangenen November, als Agroscope das Gesuch beim Bund einreichte. Diese Versuche zielten an den Bedürfnissen von Landwirtschaft und Konsumenten vorbei, schrieb die Organisation damals.
Statt einer Landwirtschaft, die auf Gentechnik und Pestizide angewiesen sei, brauche es ökologische Produktion. Nötig sei deshalb eine Neuausrichtung der Forschung. Sie müsse sich an der Natur orientieren und nicht an Labor-Technologie.