Der chinesische Künstler und Regierungskritiker Ai Weiwei bedauert seinen Beitrag am Erfolg der Olympischen Sommerspiele vor vier Jahren in Peking. Ai hatte mit den Basler Architekten Herzog & de Meuron das „Vogelnest“ genannte Nationalstadion entworfen.
Das Regime habe Stadion und Spiele „als Bühne zur Darstellung des eigenen Ruhms“ missbraucht, sagte der Künstler der Internetausgabe der japanischen Zeitung „Yomiuri Shimbun“ vom Montag. Er würdige das „Vogelnest“ deshalb schon seit Jahren keines Blickes mehr.
Schon während der Spiele sei ihm klargeworden, dass die kommunistische Führung das massgeblich von ihm mitentwickelte Stadion in Peking nur zu Propagandazwecken gebaut habe.
In dem laut „Yomiuri Shimbun“ bereits am vergangenen Mittwoch geführten Interview warf der renommierte Künstler der Führung seines Landes „moralischen Bankrott“ vor. Sie sei in einem „verzweifelten Stadium“, da sie mit ihrem „einseitigen Pragmatismus ohne Meinungs- und Gedankenfreiheit“ an ihre Grenzen stosse.
Das grösste Verbrechen einer Diktatur sei es, die Bürger „ihrer menschlichen Gefühle zu berauben. Er selbst könne damit umgehen, da er bereits in seiner Kindheit „harte Zeiten“ durchgemacht habe und von vielen unterstützt werde, sagte Ai Weiwei. Der Künstler ist einer der bekanntesten Kritiker der Führung in Peking.
Anfang April 2011 wurde er festgenommen und fast drei Monate ohne Anklage an einem unbekannten Ort festgehalten. Nach seiner Freilassung warfen die Behörden ihm Steuerflucht vor und stellten ihn in seinem Haus unter Beobachtung. Ai weist die Vorwürfe als politisch motiviert zurück. An seiner Kritik hält er weiter fest.