Das US-Unternehmen Snap, Mutter des Messengerdienstes Snapchat, hat ein furioses Börsendebüt hingelegt. Die Aktie schloss 44 Prozent höher auf 24,48 Dollar.
Die Snap-Aktie startete mit einem Wert von 17 Dollar in New York. Innerhalb der ersten anderthalb Stunden nahm ihr Wert um mehr als 48 Prozent auf etwa 25,30 Dollar zu. Der höchste erreichte Wert war 26,05 Dollar.
Händler waren begeistert, «Traumstart», sagte einer. Ein anderer liess sich gar zu der Bemerkung hinreissen, die Welt sei verrückt geworden.
Die Platzierung erreichte ein Volumen von 3,4 Milliarden Dollar. Snap war zum Börsendebüt insgesamt rund 24 Milliarden Dollar wert. Es ist der grösste US-Börsengang, seit die chinesische Handelsplattform Alibaba 2014 ihre Aktien in New York platzierte.
Kein Stimmrecht
Das Vermögen der beiden sehr jungen und ohnehin schon reichen Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy wächst mit dem gelungenen Börsenstart weiter an. Das US-Magazin «Forbes» schätzt ihr Vermögen aktuell auf jeweils vier Milliarden Dollar. Der Börsengang bringt beiden Geld, ohne dass sie Kontrolle über ihr Unternehmen abgeben müssen – es handelt sich um Aktien ohne Stimmrecht.
Während Spiegel häufig als das Gesicht von Snap gilt, wird Murphy als das Hirn des Unternehmens bezeichnet. Über den 28-jährigen Technikchef ist nur wenig bekannt. Spiegels goldene Kindheit in Pacific Palisades, einem schicken Stadtteil von Los Angeles, seine ausgelassenen Studentenpartys und seine Beziehung zu Top-Model Miranda Kerr sorgten dagegen schon für reichlich Schlagzeilen.
Nicht Silicon Valley
Anders als andere Tech-Unternehmen ist Snap nicht im Silicon Valley bei San Francisco zuhause, sondern weit entfernt am Touristenstrand Venice Beach in Los Angeles.
Von dort aus ist der Messengerdienst Snapchat mit seinen sich selbst wieder löschenden Botschaften in den vergangenen Jahren zum Hauptkonkurrenten von Facebook aufgestiegen. Ein Übernahmeangebot des Netzwerks von drei Milliarden Dollar lehnten Murphy und Spiegel 2013 ab.
Snapchat zählte bereits 2012 täglich mehr als eine Million Nutzer, inzwischen sind es 158 Millionen. Sie verschicken laut Börsen-Unterlagen täglich 2,5 Milliarden «Snaps» genannte Botschaften in 20 verschiedenen Sprachen.
Keine schwarzen Zahlen
Allerdings hat Snap trotz des erfolgreichen Messengerdienstes bisher noch nie schwarze Zahlen geschrieben. Laut öffentlichen Unterlagen zum Börsengang machte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Verlust von 515 Millionen Dollar, der Umsatz lag bei 404 Millionen Dollar.
Auch der furiose Start der Aktie am Donnerstag dürfte die Skepsis vieler Analysten nicht zerstreuen. Viele erinnern sich an den Kurzbotschaftendienst Twitter, der bei seinem Börsengang im November 2013 noch pro Aktie 26 Dollar einspielte. Der Kurs kletterte wenige Monate später auf fast 70 Dollar, liegt heute aber nur noch bei 16 Dollar.