Den Verwaltungsräten der Schweizer Unternehmen sehen sich bei Vergütungsanträgen zunehmendem Gegenwind ausgesetzt. So ist an den Generalversammlungen in diesem Jahr der Anteil der ablehnenden Stimmen weiter angestiegen.
An den diesjährigen Generalversammlungen der 100 grössten Unternehmen des Aktienindex SPI lehnten 14,6 Prozent der Aktionäre im Median den Vergütungsbericht ab. Das ist gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 2,3 Prozentpunkte, wie der Stimmrechtsberater Swipra am Freitag mitteilte.
Besonders kritisch zeigten sich die Aktionäre bei den Unternehmen, die nicht zu den ganz grossen zählen. So wurden die Vergütungsberichte bei Nicht-SMI-Unternehmen im Median von 16,3 Prozent der Aktionärsstimmen abgelehnt.
Swipra erklärt sich die Entwicklung vor allem mit der steigenden Unzufriedenheit der Aktionäre mit der Information über die Vergütungsberichte. «Aus Sicht der Investoren fehlt es vor allem bei kleineren Unternehmen an Transparenz und Offenlegung», sagte Swipra-Geschäftsführerin Barbara Heller an einer Medienkonferenz in Zürich.
Gnädigere Aktionäre in den USA
Gleichzeitig stellt Heller in der Entwicklung markante Unterschiede zum Ausland fest. In den USA oder in Grossbritannien stimmten 2017 lediglich 4,7 Prozent respektive 3,2 Prozent der Aktionäre gegen die Vergütungsberichte. In der Schweiz sind demnach die Investoren besonders kritisch. Gründe dafür sieht Heller bei der Kommunikation und der Standardisierung der Berichte.
Swipra kritisiert dabei auch die eigene Zunft. «Die gestiegene Ablehnungsraten der Stimmrechtsberater werfen auch Fragen zur verantwortungsvollen Erstellung von Abstimmungsempfehlungen auf», heisst es in der Mitteilung. Einige Stimmrechtsberater machten sich offenbar nicht die Mühe die Berichte genau anzuschauen, sagte dazu Heller.
Selbst hat Swipra im laufenden Jahr 6,2 Prozent der Anträge zur Ablehnung empfohlen (2016: 3,6 Prozent). Der grosse internationale Stimmrechtsberater ISS tat dies bei 15,3 Prozent (2016: 10,5 Prozent), Ethos bei 18,5 Prozent (13,8 Prozent).