Als Nonne in einem Todesstrafen-Drama holt sie den Oscar. Als die furchtlose Louise gewinnt sie die Zuschauerherzen. Mit 70 Jahren haut Susan Sarandon, die einst als «Sex-Symbol des denkenden Mannes» galt, als Aktivistin auf den Putz.
Für Susan Sarandon steht die Schauspielerei nicht an allererster Stelle. Auf ihrer Twitter-Seite beschreibt sich die Oscar-Preisträgerin als «Mutter, Aktivistin, Schauspielerin und Ping-Pong-Propagandistin». Tatsächlich ist die dreifache Mutter (seit 2014 auch Grossmutter) eine begeisterte Tischtennisspielerin, die in den USA und Kanada mehrere Ping-Pong-Clubs betreibt.
Doch Sarandon steht inzwischen vor allem als Aktivistin im Rampenlicht. Die ultra-liberale Demokratin, die sich seit Jahren gegen Kriege, gegen die Todesstrafe und für das Recht auf Abtreibung stark macht, bezog im US-Präsidentschaftswahlkampf klar für den linken Bernie Sanders Partei.
Die Schauspielerin geht für ihre Anliegen auf die Strasse. Auf der griechischen Insel Lesbos kümmerte sie sich um Flüchtlinge. Den US-Präsidenten Barack Obama forderte sie unlängst auf, den Whistleblower Edward Snowden zu begnadigen. Anfang September machte Sarandon bei Protesten gegen eine im US-Staat North Dakota geplante Öl-Pipeline mit.
«Versehentlich» entdeckt
Einer ihrer grössten Hollywood-Momente liegt 20 Jahre zurück. Nach vier Oscar-Nominierungen, darunter für «Thelma & Louise» und «The Client», holte Sarandon 1996 unter der Regie ihres damaligen Lebensgefährten Tim Robbins endlich Gold. Den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann sie mit dem Todesstrafen-Drama «Dead Man Walking» in der Rolle einer Nonne, die einen Mörder (Sean Penn) vor der Hinrichtung betreut.
Mit dem zwölf Jahre jüngeren Kollegen Robbins, dem Vater ihrer Söhne Jack und Miles, war Sarandon mehr als 20 Jahre ohne Trauschein fest zusammen, bis sie sich 2009 trennten. Ihrem ersten Ehemann, Chris Sarandon, hat die gebürtige Susan Abigail Tomalin ihre erste Filmrolle und den inzwischen berühmten Nachnamen zu verdanken.
1968 begleitete die junge Literaturstudentin ihren Mann zu einem Casting-Aufruf nach New York. Der Nachwuchsschauspieler ging beim Vorsprechen leer aus. Stattdessen wurde sie für «Joe», ein Drama über den Generationenkonflikt zwischen Hippies und Bürgertum, für die Rolle einer rebellischen Tochter engagiert.