Zwei saudi-arabische Frauenrechtlerinnen sind nach Angaben von Aktivisten an ein Sondertribunal für «Terrorismus» überwiesen worden. Die Entscheidung fiel bei einer Anhörung vor Gericht in Al-Ahsa in der Östlichen Provinz, wie Aktivisten am Donnerstag mitteilten.
Ludschain Hathlul sitzt seit dem 1. Dezember in Haft, nachdem sie versucht hatte, mit dem Auto aus den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten nach Saudi-Arabien zu fahren. Saudi-Arabien ist das einzige Land der Welt, in dem Frauen das Autofahren verboten ist.
Die zweite Angeklagte, die Journalistin Maisaa Alamudi aus den Emiraten, wurde ebenfalls festgenommen, als sie zur Unterstützung Hathluls an die Grenze kam. Die genauen Anschuldigungen waren zunächst nicht bekannt.
Den Aktivisten zufolge zielten die Ermittlungen jedoch mehr auf die Aktivitäten der Frauen in sozialen Onlinemedien ab als auf den Verstoss gegen das Fahrverbot.
Den Angaben zufolge wollte Hathluls Anwalt Widerspruch gegen die Überweisung seiner Mandantin an ein «Terrorismus»-Tribunal einlegen. Die Frauenrechtlerin hat mehr als 200’000 sogenannte Follower im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Alamudi folgen auf Twitter mehr als 130’000 Nutzer. Im Internetportal YouTube moderierte sie eine Sendung, in der das Fahrverbot diskutiert wurde.
Anfang Dezember sperrten die saudi-arabischen Behörden eine Website einer regionalen Menschenrechtsgruppe, die über den Fall der beiden Frauen berichtet hatte.
Im Oktober hatten dutzende Frauen Bilder von sich im Internet veröffentlicht, die sie hinter dem Steuer zeigten. Es war Teil einer Onlinekampagne für das Recht von Frauen, Auto zu fahren. Das Innenministerium reagierte mit der Ansage, es werde gegen jeden, der den «gesellschaftlichen Zusammenhalt» untergrabe, «strikte Massnahmen» anwenden.